Ornamentik | Kochzitate | Weinrausch | Sketchup | Peter Eckardt |
________
Symbol - Attribut - Allegorie - EmblemHier können Sie Symbole suchen, finden und eintragen! Bitte recherchieren Sie vor Ihrem Eintrag, ob das Symbol |
Fische Fische bevölkern die Wasserflut, die tiefenpsychologisch als Symbol des Unbewußten aufgefaßt wird, und sind daher Verkörperungen »lebender« Inhalte aus der Tiefenschicht der Persönlichkeit, die mit Fruchtbarkeit und den lebenspendenden Kräften der inneren »Mütterwelten« zu tun haben. In vielen alten Religionen werden Fische mit den Göttinnen der Liebe und der fruchtbaren Natur in Verbindung gebracht. Zugleich ist der Fisch aber auch »kaltblütig«, symbolisch »nicht von den hitzigen Leidenschaften beherrscht«, und wird deshalb auch zum Gegenstand sakraler Mahlzeiten und Opfer. In der Neuzeit wird das Fischsymbol, griech. »Ichthys«, als Akrostichon, d. h. aus Anfangsbuchstaben zusammengesetztes Wort der theologischen Begriffe Iesous Christos Theou Hyios Soter, übersetzt »Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser« aufgefaßt, und zwar als geheimes Erkennungszeichen der Christen inmitten der feindselig gesinnten Heiden. Tatsache ist, daß das Fischsymbol im frühchristlichen Bereich bis zum Ende des 4. Jahrhunderts oft auftaucht, doch ist die obige Erklärung nicht die einzige. Das Bad im Taufbecken (piscina, wörtlich Fischteich) und das Gleichnis von den Aposteln als Menschenfischer mögen in erster Linie dazu beigetragen haben; der Fisch war in den Mittelmeerkulturen außerdem ein Glückssymbol, wie noch heute im Jahreswechselbrauchtum. Eine weitere Deutung geht von den astrologischen Bedingtheiten des »Fische-Zeitalters« aus. Die »coniunctio aurea«, die Konjunktion der Planeten Jupiter und Saturn, fand im Jahr 7 v. Chr. (dem vermutlich echten Geburtsjahr Christi) dreimal im Tierkreiszeichen der Fische statt, der Frühlingspunkt lag ebenfalls in diesem Zeichen. Jesus wurde als erste Verkörperung des Weltzeitalters der Fische gedeutet. Die Neubekehrten wurden als pisciculi (Fischlein) angesprochen, im Anschluß an den Ichthys (so bei Tertullian, 150-230 n. Chr.), und der Fisch selbst wurde, zusammen mit Brot, als Symbol des Gottesmahles angesehen. Die christliche Spekulation wies auch darauf hin, daß bei der urzeitlichen Sintflut die Fische nicht vom Fluch Gottes betroffen waren und Christen durch das Taufbad ihnen gleich wurden. In der mittelalterlichen Kunst wird ein »Trinakria« genannter legendärer Fischer mit drei Leibern und einem gemeinsamen Kopf als Symbol der Dreifaltigkeit interpretiert. Fische als Attribute von Heiligen sind nicht selten, etwa von St. Brandanus und Maclovius, den Seefahrern, dann auch von Petrus, Andreas, Elisabeth von Thüringen und St. Antonius von Padua, der den Fischen gepredigt haben soll. In der biblischen Typologie, die Inhalte des Neuen Testaments im Alten angedeutet sieht, gehört der große Fisch, der den Propheten Jonas verschluckt und wieder ausspeit, zum Symbol des begrabenen, aber wiederauferstehenden Christus. In Altägypten wurden Fische zwar vom Volk gegessen, waren aber für geweihte Personen (Könige, Priester) verboten. Als schweigende Bewohner der Tiefe wirkten sie vielfach unheimlich und wurden mit negativen Mythen in Verbindung gebracht (etwa als Fresser des Phallus des von Seth getöteten Gottes Osiris). Dennoch galten einzelne Fischarten auch als göttlich und heilig, so etwa der Aal dem Gott von Heliopolis und der Barsch der Göttin Neith. Hier zeigt sich die zwiespältige Haltung des Menschen seinen psychischen Tiefenschichten und deren Inhalten gegenüber, die – ähnlich wie die Schlange – sowohl positiv als auch negativ bewertet werden können. Sagenhafte Fischmonstren in alten Tierbüchern illustrieren deutlich sowohl Faszination wie auch Furcht vor den Bewohnern der Tiefe. In altindischen Mythen wird erzählt, daß der Gott Vishnu bei der großen Flut in Fischgestalt den Stammvater der Menschheit, Manu, errettet habe. In Altchina war der Fisch (yü) ein Symbol für Glück und Überfluß; Fisch und Wasser zusammen galten als Metapher für sexuelle Freuden. In Japan gehört der Fisch (Sakama) zu den Grundnahrungsmitteln des Volkes und wird entweder roh (Sashimi), gekocht oder in Öl gebraten gegessen. Zusätzlich gelten manche Fische auch als traditionelle Symbole, so etwa der Karpfen, der Gegenströmungen und Wasserfälle überwinden kann, als Inbegriff von Mut, Stärke und Ausdauer. Beim »Knabenfest« am 5. Mai werden vor dem Haus Karpfenbanner (Koinobori) an Stangen befestigt, zusätzlich für jeden hier wohnenden Knaben ein seidener Fisch dieser Art. In der alchemistischen Bilderwelt stellen zwei Fische in einem Fluß die Uressenzen Sulphur und Mercurius in aufgelöster Form dar. Für die Psychoanalyse ist der Fisch als Traumsymbol ein verhülltes Bild des Penis, der auch in der türkischen Umgangssprache als »einäugiger Fisch« bezeichnet wird. In der astrologischen Symbolik ist das Tierkreiszeichen der Fische das letzte des Zodiakus, dem auch die Herrschaft über das gegenwärtige, nach Ansicht mancher Astrologen bald zu Ende gehende »Weltzeitalter« (vgl. Wasserwesen) zugewiesen wird. Als Eigenschaften der »Fische-Geborenen« werden etwa ein Streben nach Brüderlichkeit und Frieden, Vollkommenheit, Aufmerksamkeit und geduldigem Forschen bis zum Erfolg sowie »muntere Fruchtbarkeit« genannt. Der Tiefenpsychologe E. Aeppli weist darauf hin, daß der Fisch als stummer Kaltblütler wegen seiner Fähigkeit, sich im Element des Wassers flink fortzubewegen, bewundert und beneidet wird. Sein Fleisch gilt nicht als echtes Tierfleisch und darf auch in der Fastenzeit genossen werden. Das Wunder der Brotvermehrung (Lukas 9, 16) schließt auch Fische als Nahrungsmittel ein. »Mit dem Fischwesen in sich zusammenkommen heißt, im ganzen gesehen, mit den Kaltblütler-Urformen menschlicher Existenz, mit einer sehr tiefen Seelenschicht zusammentreffen... Deshalb wird der, welcher eine tiefgreifende Wandlung durchzumachen hat, wie einst der legendäre Prophet Jonas von seinem Unbewußten, vom großen Fisch mit dem Walfischrachen, für einige Zeit verschlungen. Als ein Gewandelter wird er an die helle Küste eines neuen Bewußtseins ausgeworfen werden.« Erwähnenswert ist die Tatsache, daß Fische in Unkenntnis ihrer Lebensweise in der Antike, etwa durch Aristoteles, für eingeschlechtlich gehalten wurden, was ihre Rolle in der Symbolik dieser »kaltblütigen« Wasserwesen sicherlich beeinflußte. In der frühchristlichen Wandmalerei in den römischen Katakomben ist der Fisch das Symbol der Eucharistie, und bei Darstellungen des »letzten Abendmahls« ist er bis in das frühe Mittelalter neben Brot und Weinkelch auf dem Speisetisch dargestellt. Der Fischerring (Annulus piscatoris) des Papstes geht auf die Evangelienstelle vom »reichen Fischfang« (Lukas 5, 4 ff.) des Apostels Petrus zurück. ---------------
Feuer Feuer, das scheinbar lebende Element, das verzehrt, wärmt und leuchtet, aber auch Schmerz und Tod bringen kann, ist symbolkundlich ambivalent besetzt. Vielfach ist es heiliges Symbol des häuslichen Herdes (vgl. die feuerhütenden vestalischen Jungfrauen in Alt-Rom), symbolisiert Inspiration und den Heiligen Geist, der in Gestalt von Flammenzungen beim ersten Pfingstfest die Apostel begeisterte, und das Entzünden des neuen Feuers zu Jahresbeginn war ein sakraler Akt (Altmexiko). Andererseits hat es auch den negativen Aspekt des Höllenfeuers, der vernichtenden Feuersbrunst und der Zerstörung durch das Himmelsfeuer des Blitzes wie auch des vulkanischen Feuers aus dem Erdinneren. Zu bedenken ist, daß in den Anfängen der Menschheit vor Jahrmillionen die »Zähmung« des Feuers den Beginn der Kultur markierte und daß es »feuerlose wilde Urmenschen«, von welchen vorwissenschaftliche Abstammungslehren fabelten, nicht gibt. Als einziges aller »Elemente« kann der Mensch das Feuer selbst erzeugen, so daß es für ihn die Signatur seiner Ähnlichkeit mit den Göttern trägt. Viele Mythen (Altgriechenland, Polynesien) beschrieben es auch als ursprüngliches Eigentum der Götter, das erst durch Raub in den Besitz der Menschheit kam. So kann das Feuer die Eigenschaft der »reinigenden Flamme« haben, die Böses vernichtet und auch die Leiblichkeit von Hexen und anderen dämonisierten Wesen aufzulösen hat, das im »Fegefeuer« der katholischen Glaubenslehre die Sündenmakel tilgt und im Parsismus (Zoroasters oder Zarathustras Glaubenslehre) als heilig gilt. Die assyrischen Beschwörungstexte, unter den Namen »Maqlu«- und »Schurpu«-Serien bekannt, bestehen weitgehend aus Sprüchen zur Auslöschung von Schadenzauber durch Feuer: »Koche, koche, brenne, brenne! Böser und Schlimmer, tritt nicht ein, geh weg!... Ich feßle euch, ich binde euch, ich übergebe euch dem Gila, der versengt, verbrennt, fesselt, die Zauberinnen packt... Wie dieses Ziegenfell zerpflückt und ins Feuer geworfen wird, die lodernde Flamme es verzehrt..., so werde der Fluch, der Bann, die Pein, die Qual, die Krankheit, der Schmerz, die Sünde, die Übeltat, der Frevel, das Vergehen, das Leiden, das in meinem Leibe sitzt, wie dieses Ziegenfell zerpflückt! Heute verzehre sie die lodernde Flamme...« Sowohl »Maqlu« wie auch »Schurpu« wird mit »Verbrennen« übersetzt, und der Glaube an die zaubervernichtende Wirkung des Feuers tritt hier ganz klar zutage. Die in mehreren Erdteilen nachweisbare Sitte des Feuerlaufes (griech. Pyrobasia), in deren Verlauf glühende Kohlen mit bloßen Füßen unverletzt betreten werden, war ursprünglich wohl ein Reinigungsritual im Frühjahr, wie noch in neuerer Zeit in Tibet (am 15. Tag des ersten Monats). Meist gilt das Feuer als »männliches« Element (im Gegensatz zum »weiblichen« Wasser) und als Sinnbild für Vitalenergie, Herz, Zeugungskraft, Erleuchtung, Sonne (vgl. Phönix). Die Jungfrau Ocrisia soll durch einen Feuerfunken befruchtet worden und Mutter des Königs Servius Tullius geworden sein. Beschwörungsformeln behandelten das Feuer wie ein übernatürliches Wesen. Das altrömische Hirtenfest der Parilia am 21. April hatte als Höhepunkt das Springen über ein reinigendes Strohfeuer; dem altgriechischen Mythos zufolge beabsichtigte die Göttin Demeter, den Heros Demophoon von den Erdenschlacken zu reinigen und ihn unsterblich zu machen, indem sie ihn in ein Herdfeuer legte. Geisteskranke oder Sühnebedürftige wurden mit Fackeln umschritten. Der in antiken Städten immer gegenwärtige gefährliche Aspekt des Feuers sollte durch die magisch-symbolische Geste des Ausgießens von Wasser unschädlich gemacht werden, sobald jemand das Wort »ignis« (Feuer) aussprach. Allgemein sind die Feuergötter oder die mit diesem »Element« in Verbindung gebrachten übernatürlichen Wesen wegen der zweideutigen Natur des Brandes ihrem Wesen nach »Trickster«, welchen der Mensch nie recht trauen kann – so etwa der germanische Loki. Die dennoch vorherrschende Wertschätzung der »lebenden Flamme«, vor allem nach ihrer Zähmung durch die Errungenschaften der Zivilisation, wird durch antikisierende Sitten wie Fackelzüge und Sonnwendfeuer ebenso bewiesen wie durch den Brauch, auch bei vorhandener elektrischer Beleuchtung auf Speisetischen zum Schmuck Kerzen zu entzünden. Auch im Kirchenbrauchtum spielen Kerzen am Altar, bei Taufe, Kommunion etc. eine wichtige symbolische Rolle als Träger des geistigen Lichtes. Vgl. Dornbusch, Salamander. In der psychologischen Symbolkunde wird auf die enge Beziehung zwischen dem Feuer und dem Herd (der Mitte des Hauses und der Familie), dem Bereiten der Speisen und dem Schmelzen der Metalle hingewiesen sowie auf die im poetischen Bild angesprochene »Glut des Herzens«. »Wo man im Traum sich einem großen Feuer nähert, wer Feuerschein am Himmel heraufziehen sieht, der ist in der Nähe göttlicher Gewalten« (Aeppli); jedoch »das Feuer der Leidenschaft wie der Ideen-Ergriffenheit ist auch Flamme, in der man verbrennen kann«. ---------------
Felsen Felsen und Steinblöcke gelten wegen ihrer Dauerhaftigkeit meist als Symbole des Unverrückbaren, Bleibenden und Festen, damit auch als göttliche Zeichen. Dies gilt besonders dann, wenn sie sich durch auffallende Formen auszeichnen; sie werden dann vielfach als Sitze bestimmter übernatürlicher oder als versteinerte (zur Strafe für Vergehen in Stein verwandelte) Menschen aufgefaßt. In Altchina sind Felsen auf Rollbildern Symbole der Langlebigkeit und des Urelements Yang (im Gegensatz zu Yin durch Wasserfälle repräsentiert). In manchen Gegenden wurden dort Steine um Regen gebeten und zur Erzielung desselben geschlagen. Schalensteine dienten oft dem Fruchtbarkeitszauber. Bei den Juden galt der Felsblock im Boden des Allerheiligsten des Tempels von Jerusalem als Ort der Weltschöpfung und Mittelpunkt des Erdkreises (vgl. Omphalos). Die Götter und Heroen vieler Kulturen wurden als Felsen geboren, etwa Mithras. Im Christentum ist das durch Moses aus einem Felsen gewonnene Wasser (während des Auszugs der Juden aus Ägypten) Symbol des Taufwassers und des lebenspendenden Wassers des Glaubens. Der Apostel Simon Petrus (Petros, griech. Fels) ist Symbolfigur für den unverrückbaren Grund, auf dem die Kirche Gottes erbaut ist. Steinblöcke sind Elemente der Baukunst und wurden im Nordwesten Europas schon um 4800 v. Chr. zu monumentalen Megalith- (Großstein-)Bauten zusammengefügt. Auch hier mag die Eigenschaft der Dauerhaftigkeit den Begriff des für immer Bleibenden nahegelegt haben. Steinsäulen (Menhire), oft als Phallussymbole gedeutet, waren wohl eher erhöhte Sitze für Ahnenseelen in der Nachbarschaft der Steingräber. In der freimaurerischen Symbolik steht der »rauhe« (unbearbeitete) Stein für den Lehrling, der erst der bearbeitenden Ausbildung bedarf, der »behauene« daher für deren Absolvierung. Während der rohe Fels symbolisch für die noch unausgeprägten Fähigkeiten des Menschen stehen kann, ist dessen Verfeinerung durch mannigfache Veredelungsriten versinnbildlicht (vgl. Stein der Weisen, Edelsteine). Felsige Gipfel von Bergen wurden in Höhenritualen vieler Kulturen besonders beachtet, ebenso auffallende Felsnadeln (z.B. der Fels Idafe bei den Ureinwohnern der Kanaren-Insel La Palma vor der spanischen Eroberung). Bestimmte Steine galten auch als kraftgeladen (»heiße Steine« in der Bretagne) und vermittelten Vitalität, so z.B. wenn sich unfruchtbare Frauen daraufsetzten (so auch im alten China). Die Fels-Symbolik ist im alten Testament der Bibel reich belegt, so etwa im Psalm 31,3: »Sei mir ein schützender Fels, eine feste Burg, die mich rettet. Denn du bist mein Fels und meine Burg...« oder im Dankgebet Davids: »Herr, meine Felsenburg, mein Retter, mein Gott, mein Fels, bei dem ich mich berge...« (2. Buch Samuel 22,2 f.). Eine große Bedeutung besaß der Gedanke an den Fels als Urbild der Gottheit bei den Hurritern und Hethitern, wo der alte Göttervater Kumarbi von einem Felsen den Dioritsäulen-Sohn Ullikummi bekommt. Dieser bedroht die Herrschaft des neuen Himmelsherren, des Gewittergottes Teschup, bis er mit einer kupfernen Sichel von seinem Standplatz auf der Schulter des Weltriesen Upelluri abgeschnitten und so besiegt wird. Im Peru der Inkazeit nannten die Indianer »huaca« (heilig, geheimnisvoll) jene »sehr hohen Berge, die die anderen überragen wie hohe Türme die gewöhnlichen Häuser... und beinahe so steil aufragen wie eine Wand« (Garcilaso de la Vega, 1539-1616). An solchen Felstürmen wurden Opfergaben deponiert; nach der spanischen Missionierung des Inkareiches wurden an derartigen Stellen Kreuze aufgerichtet. ---------------
Fegefeuer Fegefeuer (lat. purgatorium), nach katholischer Lehre ein Zustand der Läuterung im Jenseits, in dem die Seelen Verstorbener, die in der »Gotteshuld« stehen, aber den Zustand der Reinheit im Augenblick des Todes nicht erreicht haben, ihre Vorbereitung für den Zustand des Himmels erfahren. Der Gedanke einer Läuterung kommt bereits im Dialog »Gorgias« des Platon (427-347 v. Chr.) zum Ausdruck, wird bei den Kirchenvätern Tertullian, Ambrosius und Augustinus aus den kanonischen Schriften abgeleitet und hat sich um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. so weit gefestigt, daß in Grabinschriften Fürbitten für die Seelen verstorbener Gläubigen üblich sind. Symbol dieser Läuterung (eines metallurgischen Begriffes!) ist das Feuer, das höllenähnlich, aber zeitlich begrenzt gesehen wird. Ikonographisch wird oft dargestellt, daß die menschengestaltigen Seelen der Toten mit flehender Gebärde in den Flammen stehen und zum Zeitpunkt der abgebüßten Strafe für läßliche Vergehen von Engeln empfangen und zum Himmel emporgetragen werden. Mit diesen »armen Seelen« fühlt sich die katholische Kirche in einer übernatürlichen Schicksalsgemeinschaft verbunden. Vgl. Licht, Wasser, Feuer, Höhle. Zahlreiche legendäre Erzählungen über die »armen Seelen« im Fegefeuer sind in der »Legenda aurea« des Jacobus de Voragine (um 1270) in dem Abschnitt über das Allerseelenfest (»Von aller gläubigen Seelen Gedächtnis«) enthalten, der über die mannigfachen, zum Teil symbolkundlich aufschlußreichen Jenseitsvorstellungen des Mittelalters Auskunft gibt. ---------------
Feder Feder, mit dem symbolkundlich hervorstechenden Charakteristikum der Leichtigkeit, die nach alter Vorstellung den Vogel wie von selbst in die Luft erhebt (Federkleider verleihen in vielen Sagen Flugfähigkeit), wird vor allem in Altägypten (Strauß) als Symbol von Maat, der Göttin der Gerechtigkeit und gesetzmäßigen Weltordnung, stark beachtet. Maat trägt eine einzelne Straußenfeder auf dem Kopf, und diese wird beim Totengericht gegen das Herz des Verstorbenen aufgewogen. Er ist nur dann gerechtfertigt, wenn Schuld sein Herz nicht schwerer gemacht hat als die Maat-Feder: Es muß »maati« (im Sinne der Maat) sein, wenn der Tote zum Osiris werden soll. Vier Federn zierten den Kopfschmuck des Gottes Anhuret (Onuris), einer Kriegergestalt aus der oberägyptischen Stadt This oder Thinis. Auch die dämonenvertreibende Beset wurde mit einer Federkrone dargestellt. Eine große Rolle spielten Federn in den Kulturen Altmexikos, wo sie zu aufgeklebten Mosaiken auf Schilden, zu Kronen und mantelartigen Umhängen und Standarten verarbeitet wurden. Der vieldeutige Gott und Heros Quetzalcóatl wurde als eine mit den grün schillernden Federn des Quetzalvogels bedeckte Schlange (aztekisch cóatl) dargestellt. Solche Federn bildeten auch die Prunkinsignien mexikanischer Könige. In den Kopfputzkronen der nordamerikanischen Prärieindianer hatte ursprünglich jede Feder einen besonderen symbolischen Erinnerungswert an Kriegstaten ihres Trägers. Unsere Redensart »sich mit fremden Federn schmücken« geht auf eine antike Tierfabel zurück, in der sich ein Rabe mit Pfauenfedern herausputzte. Im Märchen von der »Frau Holle« symbolisieren die aus dem Bettzeug herausgeschüttelten Federn die vom Himmelfallenden Schneeflocken. »Federn in den Wind blasen« bedeutet »etwas Sinnloses tun«. ---------------
Falke Falke, ein Raubvogel, der symbolkundlich eine ähnliche Rolle spielt wie der Adler in Gebirgsgegenden. Noch heute wird er (vor allem in den arabischen Ländern) für die Beizjagd eingesetzt, und zwar nur aus sportlichen Gründen, seit das Gewehr es erlaubt, Niederwild aus größerer Distanz zu erjagen. In Altägypten galt der Falke (in erster Linie der Wanderfalke) als Königssymbol, da sein Anblick »die Vögel lähmt wie das Angesicht des Pharao dessen Feinde«. In erster Linie war dieser Raubvogel Erscheinungsbild des Horus (Hor), des großen Himmelsgottes, wohl wegen des hohen Fluges des Falken. Horus wurde als Falke oder als falkenköpfige Menschengestalt dargestellt. In Falkenform wurde auch der Sonnengott Ruê (mit der Sonnenscheibe auf dem Haupt) abgebildet, ebenso Month mit der Doppelfederkrone, der Totengott Sokar (als mumifizierter Falke) und Hariêse mit der Krone Ober- und Unterägyptens. Die auffallende Federfleckenzeichnung unter den Augen des Vogels vergrößert optisch dessen Ausdrucksblick, weshalb das »alles sehende Udschat-Auge« zum Symbol für weite Sicht und Unverletzlichkeit sowie zu einem geschätzten Amulett wurde. Im Abendland ist der Jagdfalke Attribut mancher Heiliger (etwa des Jagdpatrons St. Hubertus), seltener als Jäger des »immer lüsternen« Hasen Symbol der Überwindung der Sinnlichkeit. Bei den Nordgermanen konnte Odin in Falkengestalt über die Erde fliegen, aber auch der trickreiche Loki verwandelte sich wiederholt in diesen schnellen Vogel. Eine negative Symbolbedeutung wird dem Falken in mittelalterlichen Tierbüchern beigelegt. In weichem Flug, heißt es dort, flattert er um Fleischmärkte, um Abfälle zu rauben, ein Bild des Menschen, der sich nur um seinen Bauch sorgt. »Furchtsam ist der Falke größeren Vögeln gegenüber, dafür lauert er den wehrlosen Küken auf, um sie zu rauben. So machen sich auch die Weichlinge an zarte junge Menschen heran und verführen sie zu lasterhaften Sitten« (Unterkircher). In jüngster Zeit bezeichnet der »Falke« auch den Vertreter eines harten (außen)politischen Kurses im Gegensatz zur »Taube«, die zum Symboltier der Friedensbewegung wurde. ---------------
Fahnen Fahnen und andere Arten von Feldzeichen waren zunächst in erster Linie strategische Hilfsmittel, um auch aus der Ferne die Bewegung einzelner Truppenkolonnen besser überblicken zu können. Erst später wurde ihnen die Würde von Symbolen für die Ehre der sie bezeichnenden militärischen Abteilungen zugeschrieben. Während die römischen Feldzeichen (Signa) aus Holz und Metall bestanden und häufig von einem Adler bekrönt waren (die Inschrift S. P. Q. R. bedeutet Senatus Populusque Romanum, d. h. Senat und Volk von Rom), kam die heute übliche Form der Fahne aus Stange und Tuch im Orient auf und wurde als leichter tragbare Reiterstandarte von Griechen und Römern übernommen. Etwa im 9. Jahrhundert war diese Form im ganzen Abendland bekannt. Auch in Ostasien gab es Fahnen mit Symbolzeichen. Dschingis-Khan führte zuerst eine weiße Fahne, die später mit einem schwarzen Mond ausgestattet wurde. Gelbe Fahnen waren die Feldzeichen chinesischer Kaiser, in neuerer Zeit mit einem Drachen und einer roten Sonne oder Perle verziert. Im Aztekenreich Altmexikos waren mit Federgirlanden verzierte Feldzeichen üblich. In Europa symbolisieren die wehenden Fahnen den Aufbruch zum Sieg, und alle Symbole der Heraldik (Wappenkunst) kommen auf ihnen zur Geltung. Bertholets Wörterbuch der Religionen bezeichnet die Fahne als einen »aus Stange und Gewebe bestehenden Fetisch, besonders im Militärwesen und Souveränitätsritual als Sieges- und Hoheitspalladium verwendet, aber auch als Göttersymbol und -attribut, später zum rein politisch-militärischen Symbol abgesunken«. In der christlichen Ikonographie wird der auferstandene Christus oft mit einer Siegesfahne dargestellt (Labarum), auch als Lamm (Osterlamm), das die Mächte der Finsternis überwunden hat; in ähnlicher Weise der Erzengel Michael, Sieger über den aufrührerischen Luzifer, sowie kriegerische Heilige (Jeanne d'Arc, die Jungfrau von Orléans; der Ritter Georg, der Drachentöter, Herzog Leopold der Heilige; Johannes Capistranus, Prediger gegen die Türkengefahr in Wien u. a.). Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Fahnen, Bannern, Standarten usw. heißt »Vexillologie« (lat. vexilla = Fahne). ---------------
Evangelisten-Symbole Evangelisten-Symbole. In der Vision des Propheten Hesekiel (Ezechiel) heißt es: »Ich sah – ein Sturmwind kam vom Norden, eine große Wolke mit flackerndem Feuer, umgeben von einem hellen Schein. Aus dem Feuer strahlte es wie glänzendes Gold. Mitten darin erschien etwas wie vier Lebewesen... Jedes der Lebewesen hatte vier Gesichter und vier Flügel... sie glänzten wie glatte und spiegelnde Bronze... Und ihre Gesichter sahen so aus: ein Menschengesicht (nach vorn), ein Löwengesicht (nach rechts), ein Stiergesicht (nach links) und ein Adlergesicht (nach hinten).« Diese dergestalt (Tetramorph) ist zweifellos durch die altorientalische Vorstellung der vier Welteckenhüter oder Himmelsträger an den vier Seiten des Firmaments beeinflußt, die ihrerseits auf den Stern Symbolen des Tierkreises beruht. Ähnlich heißt es in der Johannes-Apokalypse, daß vier Lebewesen den Thron Gottes umstehen: »Das erste glich einem Löwen, das zweite einem Jungstier, das dritte hat ein Gesicht wie ein Mensch, das vierte war gleich einem fliegenden Adler« (4,7-9). Es handelt sich offenbar um die Verbildlichung der vier Zodiakalzeichen des »fixen« oder »festen Kreuzes«, die heute aus den Zeichen Stier, Löwe, Skorpion und Wassermann (den mittleren Zeichen aus jeder der vier Jahreszeichen) bestehen. Den Skorpion ersetzt der Adler, den Wassermann der Mensch. Wurden zunächst die vier Evangelisten mit den vier Cherubim, den Thronengeln Gottes, in Verbindung gebracht, so setzte sich ab dem 5. Jahrhundert die Identifikation mit dem »Tetramorph« durch, offensichtlich unter dem Einfluß astrologischer Doktrinen. Der Kirchenlehrer Hieronymus (348-420 n. Chr.) motiviert dies so: Der Evangelist Matthäus hat den (geflügelten) Menschen zum Symbol, weil sein Bericht mit der Menschwerdung Christi beginnt; Markus gehört zum Löwen, weil sein Evangelium die »Stimme des Rufenden in der Wüste« – Johannes des Täufers – zum Anfang hat; Lukas gehört zum Opfertier Stier, weil bei ihm am Beginn vom Priester Zacharias die Rede ist; Johannes schließlich hat den Adler zum Symbol, denn bei ihm ist der Geistesflug zu den höchsten Himmelsregionen am augenfälligsten. Irenaeus von Lyon (um 180 n. Chr.) hatte bereits früher die Evangelisten nach ihren idealen Eigenschaften mit der Viergestalt verglichen, ohne sie einzeln zu charakterisieren, sondern nur im Hinblick auf die vierfache Wirkung der Frohbotschaft: Der Löwe drückt königliche Tatkraft aus, das Stierkalb den Opferdienst, der Mensch die Menschwerdung, der Adler den göttlichen Hauch (Pneuma), der die Kirche durchdringt. Den vier Evangelisten wurden bald die vier großen Propheten des Alten Testaments (Jesaias, Jeremias, Hesekiel und Daniel) und die vier Kirchenlehrer oder Kirchenväter Augustinus, Ambrosius, Hieronymus und Gregor d.Gr. gegenübergestellt. »Zweifellos geht gerade die Wahl der Majestät, Kraft, Einsicht und Beweglichkeit in besonderer Weise verkörpernden Lebewesen auf sehr alte Motive und prähistorische Traditionen zurück. Alt ist auch ihre Beziehung auf die vier Kardinaltugenden Weisheit, Tapferkeit, Besonnenheit, Gerechtigkeit« (G. Heinz-Mohr). Die bildliche Darstellung der Evangelisten in Gestalt von vier mit der römischen Toga bekleideten Philosophen, mit Buch und Lesepult, wird im frühen Mittelalter häufig von ihren Symbolgestalten begleitet. In den Texten werden ihre Botschaften auch mit den vier Flüssen des Paradieses verglichen. Von den Tiergestalten wurde besonders der »Markuslöwe« bekannt, der das Wappentier der Republik Venedig (bis 1797) bzw. der Stadt Venedig ist. Er hält mit der rechten Pranke ein geöffnetes Buch mit der Inschrift »Pax tibi Marce evangelista meus« (Friede sei mit dir, Markus, mein Evangelist). Dieser Markuslöwe ziert auch heute die Marine- und die Handelsflagge Italiens. ---------------
Eule Eule, in Europa als Symboltier der Göttin Pallas Athene geläufig (»Eulen nach Athen tragen« – etwas Überflüssiges tun). Ihr Symbolgehalt ist ambivalent. Eulen (und das von ihr nicht genau unterschiedene Käuzchen) scheinen dem Menschen wie mit einem weise abwartenden, in sich gekehrten Blick ausgestattet, nachdenklich und grüblerisch, überdies mit der Fähigkeit begabt, im Dunkel zu sehen. »Die Eulen haben auch wegen ihrer Natur absonderliche Bedeutung, vornehmlich weil sie meistenstheils zu Nacht ihre Wachtzeit halten; werden derowegen den wachsamen Soldaten, und anderen, so dem Studiren obliegen, zugeeignet« (Böckler 1688). Hier wird auch ein außereuropäisches Symbolbeispiel erwähnt: »Der Tartar-Cham führet eine schwartze Nachteul in einem güldenen Schild, weilen der erste Tartarische Kayser, Changis-Cham, sein Leben vermittels eines solchen Vogels errettet.« Als ein Symbol der das Dunkel durchschauenden Gelehrsamkeit und des Wissens ist der Vogel häufig auf Signets wissenschaftlicher Verlage und Buchhandlungen zu sehen, da auch die Göttin Athene/Minerva als Verkörperung der Weisheit gilt. Kauz und Eule spielen hingegen im Volksglauben eine negative Rolle. Und zwar wegen ihrer nächtlichen (»lichtscheuen«) Lebensweise, ihrer Ungeselligkeit, ihres lautlosen Fluges und ihrer klagenden Stimme (»Totenvogel, Leichenhuhn«). Damit repräsentieren sie die Abkehr vom geistigen Licht, bei positiver Auffassung hingegen Jesus Christus in der »Nacht des Leidens und Todes«. Der Barockdichter Hohberg (1675) spricht von der Angriffslust der Tagvögel beim Anblick des Nachttieres: »Das Käuzlein, wann es wird erblickt von dem Geflügel/es angefallen wird mit Stechen und Geschrey. Wann einmal öffnen kann die Welt der Kirchen Riegel/sie diese stürmen will mit Mord und Tyranney.« Im Judentum wurde der weibliche Nachtdämon Lilith in Gesellschaft des Nachtvogels Eule imaginiert, im Hinduismus gilt dieser als Reittier der schrecklichen dunklen Göttin Durga in ihrer Erscheinungsform »Camunda«; bei den yukatekischen Maya trägt der Totengott Hunhau oft einen Eulenkopf. In China ist die Eule das negative Gegenstück des Phönix und kündigt Unheil an, wohl wegen ihrer großen, starren »Dämonenaugen« und aufgrund der Fabel, derzufolge junge Eulen erst dann fliegen lernten, wenn sie pietätlos ihren Eltern die Augen ausgehackt hätten. Hingegen hatte der Vogel einst in der Zeit der Shang-Dynastie offenbar eine positive Bedeutung, da viele Bronzegefäße seine Gestalt zeigen. In der voraztekischen Kultur Altmexikos (Teotihuacán) war die Eule dem Regengott heilig, doch bei den Azteken symbolisierte sie ein dämonisches Nachtwesen und ein böses Omen. All diese Doppeldeutigkeiten könnten das Sprichwort illustrieren: »Was dem einen sin Ul, ist dem andern sin Nachtigall.« ---------------
Erinnyen Erinnyen, auch Erinyen (so etwa in Schillers Ballade »Die Kraniche des Ibykus«, sonst bekannter unter der lat. Bezeichnung Furien). Rachegöttinnen, das Streben des Menschen nach Vergeltung sonst ungesühnter Übeltaten verkörpernd. Diese drei dunklen, mächtigen Schützerinnen der Ordnung (vgl. Dreigestalt) sollen aus dem Blut des Gottes Uranos entstanden sein; sie tragen die griech. Namen Al(l)ekto (die nie Ablassende), Tisiphone (die den Mord Rächende) und Megaira (die Neiderin) und werden mit Fackeln und Geißeln in den Händen, mit Schlangenhaaren auf dem Kopf dargestellt, als rastlose Verfolgerinnen von Blutschuld und Frevel gegen Verwandte, etwa Eltern. Gelegentlich wurden sie für personifizierte Verfluchungen gehalten, doch schützten sie zugleich die sittlichrechtliche Ordnung und wurden daher auch – begütigend oder ehrfürchtig? – Eumeniden (die Freundlichen) oder Semnai Theai (ehrwürdige Göttinnen) genannt. An manchen Orten war ihre Verehrung mit jener der drei Grazien als Gegenbilder verbunden. --------------- Es wurde noch nicht in allen Datensätzen gesucht: Suche nach weiteren Treffern |
Umlaute bei der Suche bitte umwandeln! | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
10 ausgewählte Einträge:
|