Fegefeuer (lat. purgatorium), nach katholischer Lehre ein Zustand der Läuterung im Jenseits, in dem die Seelen Verstorbener, die in der »Gotteshuld« stehen, aber den Zustand der Reinheit im Augenblick des Todes nicht erreicht haben, ihre Vorbereitung für den Zustand des Himmels erfahren.
Der Gedanke einer Läuterung kommt bereits im Dialog »Gorgias« des Platon (427-347 v. Chr.) zum Ausdruck, wird bei den Kirchenvätern Tertullian, Ambrosius und Augustinus aus den kanonischen Schriften abgeleitet und hat sich um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. so weit gefestigt, daß in Grabinschriften Fürbitten für die Seelen verstorbener Gläubigen üblich sind.
Symbol dieser Läuterung (eines metallurgischen Begriffes!) ist das Feuer, das höllenähnlich, aber zeitlich begrenzt gesehen wird. Ikonographisch wird oft dargestellt, daß die menschengestaltigen Seelen der Toten mit flehender Gebärde in den Flammen stehen und zum Zeitpunkt der abgebüßten Strafe für läßliche Vergehen von Engeln empfangen und zum Himmel emporgetragen werden.
Mit diesen »armen Seelen« fühlt sich die katholische Kirche in einer übernatürlichen Schicksalsgemeinschaft verbunden. Vgl. Licht, Wasser, Feuer, Höhle. Zahlreiche legendäre Erzählungen über die »armen Seelen« im Fegefeuer sind in der »Legenda aurea« des Jacobus de Voragine (um 1270) in dem Abschnitt über das Allerseelenfest (»Von aller gläubigen Seelen Gedächtnis«) enthalten, der über die mannigfachen, zum Teil symbolkundlich aufschlußreichen Jenseitsvorstellungen des Mittelalters Auskunft gibt.