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Erde Erde ist in der klassischen Tradition eines der »vier Elemente«, zugleich ein mit vielen symbolischen Ideen überfrachteter Begriff (»Heimaterde, auf fruchtbare Erde fallen, jemanden unter die Erde bringen, Armeen aus der Erde stampfen« etc.). In vielen alten Weltbildern ist die Erde von einer Muttergöttin verkörpert (griech. Gaia, lat. Tellus, germanisch Nerthus, polynesisch Papa), seltener von einem Erd- Mann (äygptisch Geb). »Heil dir, Erde, der Menschen Mutter, sei du wachsend in des Gottes Umarmung, erfülle dich mit Frucht, den Menschen zu Nutze« (Aischylos, 525-456 v. Chr.). Die »heilige Hochzeit« (Hieros gamos) zwischen Himmel und Erde ist Gegenstand vieler archaischer Mythen und Riten, besonders in Fruchtbarkeitskulten und in den Mysterien der Göttin Demeter. Im altchinesischen Weltbild ist die Erde ein Quadrat, verglichen mit einem viereckigen Wagenkasten, der Himmel ein kreisförmiger Baldachinschirm darüber. Himmel und Erde (t'ien-ti) bedeuten den gesamten Kosmos. Vielfach stehen an den Eckpunkten der Erde vier Pfeiler oder Bäume, von übernatürlichen Hütern beschützt, so etwa bei den Maya in Yucatán vier Ceiba- oder Kapokbäume (Yaxché, Ceiba pentandra), und in der heiligen Mitte eine Weltenachse (axis mundi) oder ein Weltenbaum; die vier Weltgegenden (bzw. fünf, wobei die Mitte als eigener heiliger Ort genannt wird) werden mit bestimmten Farben in Verbindung gebracht. Wenn die Erde bebt, wird dies immer als eine Äußerung göttlicher oder menschenfeindlicher Kräfte verstanden, welche die kosmische Ordnung gefährden und beschwichtigt werden müssen. Die erwünschte Beständigkeit und Unerschütterlichkeit des Erdbodens wird auch in den symbolischen Werten der Begriffe Stein und Fels zum Ausdruck gebracht. Die Struktur des Tempels gibt vielfach den idealen Bau der Erde in architektonischer Umsetzung wieder. In der antiken Analogielehre entspricht dem Element Erde der Melancholiker, die »schwarze Galle«, die Jahreszeit Herbst und das Organ Milz (englisch spleen!), in Altchina hingegen die Mitte, die Zahl Zwei, die Farbe Gelb, das Haustier Rind und der süße Geschmack. St. Hildegard von Bingen (1098-1179) bringt in ihrem Werk »De operatione Dei« eine eigene Symbolik zum Ausdruck: »Die lebendige Erde ist die Kirche. Sie gebiert mit der Lehre der Apostel die Frucht der Gerechtigkeit, wie diese es im Anfang ihren Jüngern verkündigt haben. Gleichsam ein Kraut der grünenden Lebensfrische des rechten Glaubens sollten sie sein, ein Kraut, das sie im Samen der Worte Gottes empfangen haben. Und fruchtbringende Bäume sollten sie nach Gottes Gesetz sein, so daß in ihren Samen weder Unzucht noch Ehebruch eindringe, daß sie vielmehr im rechten Zeugen Kinder auf die Welt schickten.« In der Antike wurde die »heilige Göttin Tellus, die Hervorbringerin der Naturdinge«, auch mit einem Füllhorn in der Hand dargestellt und – im mehrmals kopierten Text »Medicina antiqua« – angefleht, Heilkräuter mit den darin enthaltenen Kräften für die leidende Menschheit hervorzubringen. Im Mittelalter wurde der »heidnische« Text, der mit »Dea saneta Tellus« beginnt, in »Deo sancto« (dem heiligen Gott) korrigiert, ohne ihn sonst abzuändern. In den mittelalterlichen Texten heißt der Baustoff Adams »Limus«, was mit Lehm oder »Leim« übersetzt wurde. Bei Hildegard von Bingen heißt es, die lehmig-wässerige Erde sei durch das Feuer der Seele zu Fleisch und Blut »gekocht« worden. Lehmige Erde ist bekanntlich in vielen Weltschöpfungsmythen der Grundstoff bei der Schaffung des Menschen durch Gottheiten, so etwa in Altägypten Material des widderköpfigen Gottes Chnum, im babylonischen Gilgamesch-Epos der Göttin Aruru, die den ersten Menschen nach jungsteinzeitlicher Töpferart aus diesem Stoff formte. ---------------
Eos Eos, die griechische Personifikation der Morgenröte (lat. Aurora), bei Homer »die rosenfingrige Göttin«, wurde auch Hemera (Tag) genannt, wenn sie morgens vor dem Wagen ihres Bruders Helios (Sonne) voraneilte und vom Morgenstern (Venus) begleitet wurde. Sie lief mit der Sonne über den Himmel und verließ sie im fernen Westen des erdumspannenden Okeanos als Hespera (Abend). Es heißt, daß sie mit dem Titanen Astraios vermählt war und ihm die Sterne und Winde gebar, doch infolge einer Verwünschung der Liebesgöttin Aphrodite auch zahlreiche Liebesverhältnisse einging, so etwa mit dem Jäger Orion (vgl. Skorpion). Mit Tithonos, dem Bruder des Trojanerkönigs Priamos, hatte sie einen Sohn namens Memnon, der im Trojanischen Krieg von Achilles getötet wurde. Aus Trauer darüber vergoß Eos Tränen, die seitdem als Tau auf die Erde fallen. ---------------
Engel Engel. Da die »Angelologie« eher zur Theologie als zur Symbolforschung gehört, müssen hier einige Andeutungen genügen. Die im Alten Testament der Bibel erwähnten Maleachim, die Boten Gottes, erhielten den griech. Namen angeloi (lat. angeli), wobei sie zunächst als Personifikationen des Gotteswillens, später als Angehörige eines Himmelsheeres und Hofstaates betrachtet und in mehrere Klassen oder Hierarchien eingeteilt wurden (Cherubim, Seraphim, Throni, Dominationes, Principatus, Potestates, Virtutes, Archangeli, Angeli). Dieser himmlische Dienststellenplan geht auf Dionysios Aeropagita (um 500 n. Chr.) zurück, der damit die Grundlage für die symbolische Kugelschalenstruktur des mittelalterlichen Weltbildes schuf und sie theologisch begründete. Danach sind Cherubim und Seraphim für die Erstbewegung (Primum mobile) und die Sphäre der Fixsterne verantwortlich, Throni für jene des Saturn, Dominationes für Jupiter, Principatus für Mars, Potestates für die Sonne, Virtutes für die Venus, Archangeli für Merkur und die Angeli für den Mond, den erdnächsten Himmelskörper. Auch etwas andere Reihungen werden in den Texten und schematischen kosmologischen Darstellungen des Mittelalters erwähnt. Altorientalische Bildwerke von geflügelten Menschengestalten als Verkörperungen von Genien und übernatürlichen Wesen beeinflußten die christliche Darstellung der Engel als Flügelwesen, die in der frühchristlichen Kunst lange vermieden worden war (wohl um Verwechslungen mit Personifikationen wie Nike/Victoria, Gloria und Agatha Tyche, das »gute Geschick« des Kaisers, zu verhindern). Um das 4. Jahrhundert setzen Engelbilder mit Heiligenschein (Nimbus) und Flügeln ein, von weißgekleideten Jünglingen, die in den Händen Botenstäbe, Lilien, Palmzweige, Flammenschwerter (zur Bekämpfung des Teufels), Rauchfässer, Fahnen oder Posaunen (zur Verkündigung des Weltgerichts) tragen. Im Mittelalter und der Frührenaissance werden die Engel zunehmend androgyn oder mädchenhaft dargestellt. Ebenso setzt sich bereits im 12. Jahrhundert die symbolhafte Darstellung von Engeln als geflügelte Köpfe (Ausdruck der »Nichtleiblichkeit«) und als Kinder (»Unschuld«) durch, die dann durch die Engelputten des Barock ihren endgültigen idyllischen Ausdruck findet. Oft dargestellt werden Cherubim mit Flammenschwertern als Hüter des verschlossenen Paradieses und Seraphim als Diener am Thron Gottes, der Erzengel Gabriel bei Mariae Verkündigung, Michael als Kämpfer gegen den Drachen Luzifer und Uriel am leeren Grab Jesu Christi, schließlich die Engel an der Jakobsleiter und im Barock als Wegweiser der im Fegefeuer (Purgatorium) geläuterten Seelen, die empor zum Himmel schweben. Im 19. Jahrhundert erfuhr die Darstellung des persönlichen Schutzengels (vor allem von Kindern) einen starken Aufschwung. ---------------
Elster Elster, früher auch Eggster oder »Hätz«, gilt in Mitteleuropa als Symboltier der Geschwätzigkeit und Dieberei (Redensarten »geschwätzig wie eine Elster, eine zänkische Elster, die diebische Elster« usw.). Schon in Ovids »Metamorphosen« wird eine Frau in eine Elster verwandelt. Während der schwarzweiß befiederte Vogel bei uns negativ bewertet wird, gilt er in China (hsi) als Glückssymbol (hsi-ch'iao, Freudenelster). Ihr Schrei soll gute Nachrichten oder erfreuliche Gäste ankündigen. Ein Text aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. erzählt, daß in alter Zeit Mann und Frau bei einer vorübergehenden Trennung einen Spiegel in zwei Teile brachen. Bei Ehebruch verwandelte sich der Spiegelteil des Sünders in eine Elster und kündete dem betrogenen Partner die Missetat an. Daher wurden Bronzespiegel oft mit eingeritzten Elsterbildern versehen. Außerdem verkörperte die Elster das Urprinzip Yang (Yin und Yang) und stand als Glücksvogel dem Raben gegenüber. Bilder mit zwölf Elstern bedeuteten ebenso viele gute Wünsche, solche mit Elstern, Bambus und Pflaume oder mit zwei Elstern eheliche Liebesfreuden (besonders auf Hochzeitswünschen dargestellt). ---------------
Elemente Elemente. Sie sind nicht nur Ordnungsprinzipien der traditionellen Weltbilder, nicht mit dem modernen Elementbegriff aus Chemie und Physik zusammenhängend, sondern auch Symbole der Orientierung und vieler ineinander verschränkter Entsprechungssysteme. So werden sie immer wieder mit den Himmelsrichtungen und Farben in Verbindung gebracht. Gemeinsam ist die Zusammenordnung von Begriffen, die im heutigen Denkstil aus verschiedenen Bereichen stammen. Die Antike unterschied die beiden Urqualitäten (Stoicheia) des Aktiven und des Passiven (was an die ostasiatische Dualitätsordnung nach Yin und Yang erinnert), aus welchen einerseits die Urqualitäten »Trocken« und »Feucht« (aktiv) und »Kalt« und »Warm« (passiv) hervorgehen. Aus ihrer Kombination ergeben sich die eigentlichen Elemente: »Trocken« und »Kalt« bildet die Erde, »Trocken« und »Warm« das Feuer, »Feucht« und »Warm« die Luft und »Feucht« und »Kalt« das Wasser. Von hier gehen zahlreiche Analogiereihen aus. Das Element Erde steht mit dem Herbst, der schwarzen Galle, der Milz und der Bleifarbe in Korrespondenz, woraus sich das »Temperament« des Melancholikers ergibt; der Luft entspricht der Frühling, das Blut, das Herz, glänzende Farben und das Temperament des Sanguinikers; Wasser regiert den Winter, den Körpersaft Schleim, das Gehirn, die weiße Farbe und den Phlegmatiker; das Feuer schließlich den Sommer, die gelbe Galle, die Leber und den Choleriker, der die »Feuerfarbe« repräsentiert. Die alten Heiltheorien, bis in die Neuzeit hinein lebendig, hatten die Harmonisierung dieser Komponenten im Menschen zum Ziel, um keiner von ihnen die absolute Vorherrschaft zum Schaden der Ausgewogenheit zu gestatten. Interessant ist die symbolische Gleichsetzung der »vier Elemente« mit geometrischen Körpern in Platons »Timaios«, wo es heißt: »Der Erde wollen wir die Gestalt des Würfels zuweisen, denn sie ist das unbeweglichste und bildsamste Element... dem Wasser hingegen geben wir von den übrigen Gestalten die am schwersten bewegliche (den Ikosaeder), dem Feuer die am leichtesten bewegliche (den Tetraeder) und der Luft die mittlere (den Oktaeder); den kleinsten jener Elementarkörper teilen wir dem Feuer zu, den größten dem Wasser, den mittleren wieder der Luft; den spitzigsten endlich dem Feuer, jenen zweiten Ranges der Luft und jenen dritten Ranges dem Wasser.« Der Dodekaeder symbolisierte das Weltganze. In der komplizierten Bilderwelt der Alchemie wurde einem Dualsystem der beiden Urprinzipien Sulphur und Mercurius die größte Aufmerksamkeit geschenkt, um durch Manipulation ihrer Anteile und ihrer Konzentration nach »fix« und »volatil« (flüchtig) die »Sonnenhaftigkeit« von Gold zu erlangen. Als drittes dieser »philosophischen Elemente« wurde durch Paracelsus (1493-1541) »Sal« (wörtlich Salz) hinzugefügt, um die »Greiflichkeit« zum Ausdruck zu bringen. Erst der Fortschritt der Naturwissenschaft führte zu der Erkenntnis, daß diese symbolische Natursicht sich nicht mit den chemisch- physikalischen Fakten in Einklang bringen läßt und ausschließlich theoretisch-philosophische Bedeutung besitzt. Bemerkenswert ist im Vergleich dazu das ostasiatische Weltbild, in Altchina ausgearbeitet, das von den Urprinzipien Yin und Yang ausgeht und nicht vier, sondern fünf Himmelsrichtungen (mit Einschluß des Ortes »Mitte«) kennt. Die Elemente sind hier Wasser, Holz, Feuer, Erde und Metall; die Luft wird nicht berücksichtigt. Ein alter Merkvers besagt: »Wasser erzeugt Holz; zerstört jedoch Feuer; Feuer erzeugt Erde, zerstört jedoch Metall; Metall erzeugt Wasser, zerstört jedoch Holz; Holz erzeugt Feuer, zerstört jedoch Erde; Erde erzeugt Metall, zerstört jedoch Wasser.« Im »Buch der Urkunden« wird erläutert: »In der Natur des Wassers liegt es, zu befeuchten und abwärts zu fließen; in jener des Feuers, zu lodern und nach oben zu schlagen; in jener des Holzes, gebogen oder geradegerichtet zu werden; in jener des Metalls, gehorsam zu sein und sich formen zu lassen; in jener der Erde, bestellt und abgeerntet zu werden.« Dem Holz entspricht der Osten und die Farbe Blau, dem Feuer der Süden und das Rot, dem Metall der Westen und das Weiß, der Erde die Mitte und das Gelb. So bilden die Elemente (wu-hsing) auch hier die Richtschnur zur symbolischen Ordnung der Welt mit den fünf bekannten Planeten, Geschmacksrichtungen (salzig, bitter, sauer, scharf, süß), Tierordnungen (Behaarte, Befiederte, Beschuppte, Gepanzerte, Nackte) und Hauptorganen des Menschen. Außer dieser Fünferordnung wurde eine Achterordnung zur gedanklichen Systematisierung des Kosmos eingesetzt (vgl. Acht Unsterbliche, I-Ching). Gnostischer Symbolmythos über die Regenten der vier Elemente:
Akasha. Meditative Reisen in diese »elementaren Schwingungszustände des Kosmos« im Anschluß an Yoga- und Tantra-Lehren werden in der modernen Esoterik zusammen mit theosophischen Bildsymbolen (Erde – gelbes Quadrat; Wasser – silberne liegende Mondsichel, Feuer – rotes Dreieck mit nach oben gerichteter Spitze; Luft – hellblaue Scheibe; Äther – violette Eiform) zu einem System der »Tattwa-Therapie« (Tegtmeier 1986) ausgewertet. ---------------
Elefant Elefant, ein positiv aufgefaßtes Symboltier, das in Asien als königliches Reittier gezähmt und wegen seiner Klugheit hochgeschätzt wurde. Ein weißer Elefant kündigte die Geburt des Gautama Buddha an und ist auch das »Vahan«-Symbol des Bodhisattva, des Erlösers aus irdischer Verstrickung. Im Hinduismus trägt Ganesha, Gott der Schreibkunst und der Weisheit im allgemeinen, einen Elefantenkopf (mit nur einem Stoßzahn) und ist Anführer des Gefolges des Gottes Shiva. Im alten China war der Elefant das Symbol für Stärke und Klugheit, ähnlich wie in der abendländischen Antike, wo dieses exotische Tier wegen seiner Intelligenz als Attribut des Gottes Merkur galt. Wegen seiner Langlebigkeit galt es überdies als Symbol der Überwindung des Todes. In der christlichen Bilderwelt des spätantiken »Physiologus« und in mittelalterlichen Tierbüchern wird die Keuschheit des Elefanten gerühmt, der seine Zeugungsbereitschaft nur durch den Genuß der Mandragora-Wurzel aktivieren kann. Dort wird erzählt, daß das Elefantenweibchen seine Jungen im Sumpf zur Welt bringt, während das Männchen es vor der feindlichen Schlange beschützt. Wenn der Elefant sich dabei an einen angesägten Baum lehnt, können ihn auch zwölf andere nicht aufrichten, sondern erst der kleine Elefant hebt ihn von unten mit dem Rüssel hoch. Die symbolische Deutung: Adam und Eva kannten im Paradies noch keine Geschlechtlichkeit und wurden erst durch den Genuß des Apfels (der Mandragora-Frucht) reif zum »Erkennen« des Partners. Dann gebar Eva den Kain »auf den verruchten Wassern«. Das Gesetz kann den gefallenen Adam nicht aufrichten, auch nicht der Chor der Propheten, sondern erst Christus, der »geistliche und heilige Elefant«. Die Fabel von der Steifbeinigkeit des Elefanten, in der Antike auch dem Elch zugeschrieben, wird noch im barocken Emblembuch Hohbergs (1675) poetisch verarbeitet: »Der thöricht Elephant an einen Baum sich lehnet/der halb ist abgesägt, samt ihm zu Boden fällt. Also wann mancher sich am sichersten seyn wähnet/zu Grunde spöttlich geht, wann er vertraut der Welt.« Im »Physiologus« wird weiter berichtet, daß der von einer blutsaugenden Schlange bedrängte und geschwächte Elefant zusammenbricht und im Tode auch die Feindin zerquetscht. »Sieh zu, o Mensch, daß dich die Schlange nie findet... und aus dir den rechten Glauben heraussaugt, so daß du schließlich mit ihr zugrunde gehst« und beim Weltgericht hören mußt: »Weicht von mir, ihr Verdammten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist!« Schließlich wird die positive Deutung des Elefanten noch dadurch verstärkt, daß von der dämonenabwehrenden Wirkung verbrannter Haare oder Knochen des Elefanten berichtet wird. In Europa gehörte er mit dem Einhorn zu den fremdartigen Tieren, die nur gelegentlich in Tierfabeln eine Rolle spielen. Auf Paradiesbildern wird er häufiger dargestellt, und nach der Zeit der Kreuzzüge tritt er sogar als Wappentier auf (Grafen von Helfenstein; Schildhalter im Wappen von Oxford). Ein Elefantenorden wurde 1464 in Dänemark gegründet. Ein weißer Elefant war bis 1910 Wappentier des Königreichs Siam (Thailand). Die tiefenpsychologische Symboldeutung faßt den Elefanten wegen seines Rüssels als »phallisches Wesen« auf, zugleich aber auch als Verkörperung »altersgrauer« ererbter Weisheit und unaggressiv in sich ruhender Stärke. Er repräsentiert in Träumen »erdhafte Wirklichkeit« für Menschen, deren Realitätsbezug nicht klar genug ausgeprägt ist, ebenso eine »Großaussage« über die Mächtigkeit des Lebens. Ähnlich bewertet wurde das Symboltier Hsiang (Elefant) in China. »Auf einem Elefanten reiten«, wie oft die Helden der Sage es taten, bedeutet wegen der Lautähnlichkeit in der chinesischen Sprache »Glück«. ---------------
Eisen Eisen, in der Kulturgeschichte der Menschheit ein noch junges Gebrauchsmetall, repräsentiert in den Mythen von den Weltzeitaltern die letzte Stufe einer Entwicklung, die einst mit dem goldenen Zeitalter begonnen haben soll. Es ist dem Kriegsgott Mars (griech. Ares) zugeordnet, und der rötliche Rost erinnert an die Blutfarbe. In der Antike galt es als ein Metall, das Dämonen und böse Geister fürchten, weshalb vielfach Ringe und Amulette aus Eisen getragen wurden. Noch im 7. Jahrhundert n. Chr. mußte durch die Kirche verboten werden, eiserne Ringe oder Armreifen aus abergläubischen Motiven zu tragen. Der Glaube an die Wirksamkeit des Hufeisens ist auf die unheilabwehrende Wirkung des Metalles selbst, auf seine mondähnliche Form und auf den Kontakt mit dem Symboltier Pferd zurückzuführen. Zauberkreise zum Schutz vor Dämonen werden seit der Antike mit einer eisernen Spitze in den Boden geritzt. Viele Heilkräuter durften nicht mit eisernen Grabwerkzeugen aus dem Boden geholt werden, damit sie ihre Wirkung behielten. Einen Hinweis auf die übernatürlichen Eigenschaften des Eisens erblickten die antiken Völker in seiner Magnetisierbarkeit. Vom Magneteisenstein (Siderites) wurde angenommen, er könne auch Krankheiten an sich ziehen und »Sympathie« hervorrufen, auch Eheleute aneinander binden. Als »ansteckend« im magisch-symbolischen Sinn wurde auch der Rost angesehen, der Pflanzen vergiften sollte. In Altchina war Eisen ein Sinnbild der Stärke und Gerechtigkeit, von dem angenommen wurde, daß es feindselige Wasserdrachen in ihre Schranken weise. Eisenfiguren wurden daher an Flußufern und in Dämmen vergraben. ---------------
Eis Eis wird naturgemäß mit Kälte und dem hohen Norden in Verbindung gebracht, mit der Heimat der »Reifriesen« in der nordischen Kosmologie. Aus schmelzendem Eis entstand in dieser Weltentstehungslehre die Urkuh Aud(h)um(b)la, die aus ihm ein männliches Vorzeitwesen, Buri, herausleckte. In den südlichen Weltbildern spielt Eis natürlich keine Rolle. Im Mittelalter wurde es von den Alpen nach Italien transportiert und Menschen mit »warmer Konstitution« zur Milderung der inneren Hitze empfohlen. In China wird Eis (ping) mit kindlicher Pietät in Verbindung gebracht; einer moralischen Erzählung zufolge setzte sich das Kind einer kranken Mutter, die sich einen Karpfen wünschte, im Winter auf das Eis eines gefrorenes Flusses, bis dieses schmolz und der Fisch heraussprang. Was über dem Eis liegt, gilt als männlich (Yang), das Wasser darunter als weiblich (Yin). »Gesprungenes Eis« ist die Metapher für eheliche Freuden im Alter. Ähnliche Wortbildungen sind im deutschen Sprachraum bekannt, etwa »zwischen zwei Parteien ist das Eis gebrochen«. Andererseits ist das Eis auch trügerisch, wenn jemand »aufs Glatteis geht« oder »der Esel auf dem Eis tanzen« will, wenn es ihm zu gut geht. Wer dem »Eis einer einzigen Nacht vertraut« oder »sich auf dünnes Eis wagt«, ist sträflich unvorsichtig, während »etwas auf Eis legen« einen Aufschub bedeutet. Das »Herz aus Eis« gehört mitleidlosen und unbarmherzigen Menschen. ---------------
Einsiedler Einsiedler, Eremit – Symbolfigur des weltabgewandten Menschen, der durch seine asketische Isolation vom Getriebe der Welt auch besondere Begabungen der Vision und der Segenswirkung auf Ratsuchende erlangen kann. Es handelt sich im engeren Sinn um Vertreter einer religiösen Lebensweise, die auf Kommunikationsverzicht aufgebaut ist und »Alleinsein mit Gott« anstrebt. Als monastische Lebensform (Mönch, lat. monacus von griech. mónos – allein) war das Einsiedlertum zunächst bei christlich- ägyptischen »Anachoreten« üblich, die in der Wüste in Felshöhlen hausten (vgl. Antonius), während in Mitteleuropa die Eremiten ihre Klausen im Wald bauten. In Sagen und Legenden ist oft von der Wunderkraft die Rede, die solche Einsiedler durch weltabgewandtes Leben im Gebet erwarben. Nicht nur im christlichen Bereich, sondern auch in den Religionen des indischen Raumes sind »Waldeinsiedler« bekannt, die abgeschieden von der lärmenden Welt in der Einsamkeit meditieren und Erleuchtung anstreben. Auch Gautama Buddha verbrachte längere Zeit seines Lebens in solcher Losgelöstheit vom Weltgetriebe, ehe er seine Lehrtätigkeit begann. ---------------
Einhorn Einhorn (lat. unicornus), ein in der antiken und mittelalterlichen Symbolik wichtiges Fabeltier, meist dargestellt wie ein weißer, paarhufiger und pferdemähniger Hirsch mit einem schraubenförmig gedrehten Horn auf der Stirn. Den Ursprung dürften die Schriften des griechischen Historikers Ktesias (um 400 v. Chr.) bilden, der von einem Wildtier mit einem heilkräftigen Horn berichtet, was vermutlich auf mißverstandene Beschreibungen des indischen Panzernashorns zurückgeht. Auch können Rinderzüchter operativ »Einhorn-Stiere« herstellen, indem sie beim Kalb die Hornansatzstellen der Stirnhaut übereinanderziehen und gemeinsam heilen und wachsen lassen. Das Horn des Nashorns wurde als Potenzmittel geschätzt und hat offenbar phallische Bedeutung. Die abendländische Ikonographie läßt das Horn jedoch der Stirn des Tieres entspringen, dem Sitz des Geistes, und spiritualisiert damit das ursprüngliche Sexualsymbol. Das Einhorn wird im Gegenteil Symbol von Reinheit und Stärke, und mittelalterliche Miniaturen und Tapisserien zeigen, daß es nur mit Hilfe einer reinen Jungfrau gefangen werden kann, in deren Schoß es sich vertrauensvoll flüchtet, worauf es dann von den Jägern gefangen wird und den Tod erleiden muß. Dies wird als Symbol der Empfängnis Jesu Christi durch die Jungfrau Maria aufgefaßt, ebenso des späteren Kreuzestodes des Erlösers. Der Verkündigungsengel Gabriel wird gelegentlich als Jäger dargestellt, der das »kostbare Einhorn« der Jungfrau zutreibt, unterstützt von Jagdhunden, die »Glaube, Liebe und Hoffnung« heißen oder nach den Kardinaltugenden Wahrheit, Gerechtigkeit, Frieden und Barmherzigkeit benannt sind. Dabei sitzt Maria im verschlossenen Garten (lat. hortus conclusus) oder in einem Rosenhag (z.B. auf Tapisserien im Musée Cluny, Paris). Die christliche Symboldeutung des Einhorns geht auf antike Sagen und auf frühchristliche Erbauungstexte zurück, die später in den mittelalterlichen Tierbüchern (Bestiarien) ausgeschmückt dargestellt wurden. Oft ist von der angeblich giftvernichtenden Heilkraft des Unicornus-Hornes die Rede, das auch in pulverisiertem Zustand Wunden zum raschen Verheilen bringen sollte. Solche Hörner (in Wahrheit Stoßzähne des nordatlantischen Meeressäugetieres Narwal, Monodon monodon, aus den Gewässern um Island und Grönland importiert) wurden als »Einghürn« nicht nur in den Kuriositätenkabinetten der Renaissance, sondern auch in Apotheken gezeigt. Im frühchristlichen »Physiologus« wird die gifttötende Wirkung dieses Hornes so beschrieben: Ehe andere Tiere zur Tränke kommen, »zieht die Schlange aus und speit ihr Gift ins Wasser. Die Tiere aber, die wissen, daß im Wasser Gift ist, wagen nicht zu trinken. Sie warten auf das Einhorn. Dieses kommt, geht sogleich in den See hinein und schlägt mit seinem Horn ein Kreuz. Dies läßt die Wirkung des Giftes verschwinden. Erst nachdem das Einhorn getrunken hat, trinken auch alle anderen Tiere.« Hier kommt sicherlich der Glaube an die Wunderkraft des Rhinozeroshornes in legendärer Umbildung zum Ausdruck. Übrigens nimmt in der mittelalterlichen Novellensammlung »Gesta Romanorum« der Elefant jene Rolle ein, die sonst dem Einhorn zugeschrieben wird; es heißt dort, daß ein König einen solchen zu erlegen wünschte und zwei schönen Jungfrauen befahl, nackt in den Wald zu gehen und dort süße Lieder zu singen; der Elefant schlief im Schoß der einen ein und wurde von der anderen mit dem Schwert getötet, und der König färbte einen Mantel in seinem Blut. Fraglich ist, welches Tier mit dem in der Bibel erwähnten »re'em« gemeint ist. Obwohl es sich wahrscheinlich um einen wilden Büffelstier handelt, wird dieser Name in Übersetzungen mit »Einhorn« wiedergegeben (griech. monoceros), so etwa in Psalm 22,22: »Dem Löwenrachen entreiße mich, errette mich vor den Hörnern der Einhörner.« Das chinesische Einhorn (ky-lin, ch'i-lin) gleicht dem in Europa beschriebenen nur wenig. Es wird am ehesten mit einem hirschähnlichen, beschuppten Tier mit Ochsenschwanz und einem fellbedeckten Horn auf der Stirn verglichen. Als Symbol steht es für Milde, Glück und Segen, vor allem Kindersegen (»Söhne«). An die im Okzident bekannte Gruppe Einhorn-Jungfrau erinnert in China die Darstellung der milden Göttin Kuan-yin, auf einem liegenden Einhorn thronend. In der alchemistischen Bilderwelt symbolisiert das Einhorn die Uressenz Mercurius, die mit dem Löwen Sulphur zu einer höheren Einheit verbunden werden soll. In der Heraldik wird das Einhorn als paarhufiges, bärtiges Pferd mit gedrehtem Horn auf der Stirn dargestellt und spielt nur selten als Wappenbild (z.B. Bludenz, Vorarlberg), hingegen häufig als Schildhalter – zusammen mit dem Löwen – eine Rolle, so etwa beim Staatswappen von Großbritannien. --------------- Es wurde noch nicht in allen Datensätzen gesucht: Suche nach weiteren Treffern |
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