Donner, in vielen alten Kulturen eine machtvolle Lautäußerung himmlischer Wesen – meist der Götter –, welchen auch die Entstehung des Blitzes zugeschrieben wird. Das himmlische Grollen wird als Manifestation der Macht von oben verstanden, so auch als Gottesstimme in der Bibel (Hiob 37, 2-5: »Hört aufmerksam auf das Dröhnen seiner Stimme und das Grollen, das aus seinem Mund hervorgeht. Unter dem ganzen Himmel läßt er es los, und sein Blitz reicht bis an die Säume der Erde. Hinter ihm her brüllt der Donner, er dröhnt mit erhabener Stimme und hält sie nicht zurück...«)
Oft wird der Donner als Ausdruck göttlichen Zornes über eine Störung der kosmischen Ordnung verstanden, bei den Indianern Nordamerikas als Flügelschlag der Donnervögel, bei den Germanen als Geräusch des Hammers Mjölnir (d. h. Zermalmer) gedeutet, den der Donnergott Thor auf die Riesen schleudert.
Altchina erlebte den Donner in verschiedener Gestalt (als »Lachen des Himmels«, als übernatürlichen Trommelwirbel, als Äußerung eines rothaarigen Himmelsdämons oder als Rollen des Wagens, den die Seelen Verstorbener über den Himmel ziehen).
Himmlische Donnergötter werden gelegentlich einbeinig gedacht (Tezcatlipoca, aztekisch; Hurakán, maya-quiché, davon »hurricane«).
In Mitteleuropa werden fossile Reste von Weichtieren, Belemniten, als »Donnerkeile« angesehen, in manchen Gegenden auch jungsteinzeitliche Lochäxte, die der Hausvater unter dem Dachfirst als Schutz vor Unwetterschaden aufbewahrt.
Vielfach ist der Donner-, Blitz- und Wettergott zugleich oberster Himmelsherr, etwa Zeus Keraunos in Altgriechenland oder Perun bei slawischen Völkern, dessen Symbol die Keule ist.
Als »Donnerkeil« wird ein Symbol- und Ritualgegenstand in Indien und Tibet bezeichnet (ind. Vajra, tibet. Dorje), auch als »Diamantzepter« bekannt und im tantrischen Buddhismus gebraucht, um »die Unwissenheit zu zerspalten und die Erkenntnis zu befreien« (ursprünglich Waffe des vedischen Himmelsgottes Indra, womit er die Wolken zerteilte und das Regenwasser daraus erlöste).
In der japanischen Ikonographie wird der Donnergott als rotbemalte Figur des Gottes Raijin wiedergegeben, der mit einem Kranz von acht tamburinartigen Trommeln umgeben ist.
Allgemein gilt der Donner als eindrucksvolle und real erfahrbare Machtäußerung der Himmelsregion, die den Menschen teils bedroht, teils auch vor feindlichen Wesenheiten beschützt.