Distel, ein Gewächs, das heute bloß mit »Kratzbürstigkeit« in Verbindung gebracht wird. In früheren Zeiten waren verschiedene Distelarten wegen der aus ihnen bereiteten Heilmittel und auch wegen andersartig empfundener Symbolik höher geschätzt.
In der Antike hieß es, die Distel könne böse Vorzeichen zunichte machen und dämonische Mächte vertreiben.
Obwohl sie sonst nur Esel fressen, kann sie auch Menschenspeise werden; wenn eine schwangere Frau sie verzehrt, wird sie einen Knaben gebären.
Die »Centum capita« genannte Art erregt unwiderstehliche Liebe beim anderen Geschlecht (eine Äußerung, die Pythagoras zugeschrieben wird).
Da abgeschnittene Disteln ihre Form nicht verlieren, dienen sie als Sinnbilder für Standhaftigkeit und langes Leben (China).
Im christlichen Abendland erinnerte die Stachelpflanze an die Leiden Christi und der Märtyrer, besonders die Kardendistel (»je mehr Leid ihnen zugefügt wird, desto höher wachsen sie empor«). Die weißgefleckte Mariendistel erinnerte an die Muttermilch Mariä und galt als Heilmittel. Märtyrerbilder sind oft von Distelranken umrahmt.
Die Benediktendistel (Cnicus benedictus) ist eine alte Heilpflanze, die als »Kardobenedictenkraut« bei inneren Leiden angewendet wurde. Über sie dichtete W. H. von Hohberg 1675 erbaulich-symbolische Knittelverse: »Der Cardobenedict ist bitter; in dem Mund unangenehm, dabey dem Magen doch gesund. Also des Höchsten Wort hart in den Ohren klinget, jedoch der Seelen Heil und Leben mit sich bringet.«.