Chaos. Da die christliche Auffassung einer Schöpfung allein durch das Gotteswort aus dem Nichts unanschaulich ist, wird sie symbolkundlich meist durch den Begriff einer Ordnung eines urzeitlichen Gemenges der Elemente ersetzt, des »tohu wa bohu« der Bibel, woraus dann der sinnhaft geordnete Kosmos entsteht (lat. Devise »ordo ab chao« des schottischen Ritus des Freimaurertums).
Bildlich dargestellt wird der chaotische Zustand der noch nicht vom Schöpfergeist erfaßten Urmaterie oft durch Wirbel von Nebeln, Gewässern und Feuerströmen, so etwa in den Werken des Rosenkreuzers Robert Fludd (1574-1637).
Andere Mythensysteme setzen an diese Stelle einen uferlos schäumenden Ozean oder, wie die Nordgermanen, den »gähnenden Abgrund« Ginnungagap.
In der Bilderwelt der Alchemie ist Chaos eine der Bezeichnungen für die noch unveredelte »Materia prima«. Aus dem Wort Chaos soll der Alchemist J.B. van Helmont (1579-1644) den Begriff »Gas« abgeleitet haben.
Als abstraktes Symbol steht das Wort Chaos für alles Ungeordnete und der Kultur Entgegengesetzte, etwa für einen Rückfall in die Zustände vor dem zielgerichtet Ordnenden des Schöpfers.