Besen, Gerät zum Auskehren (Reinigen) der Stuben, galt schon früh als zauberkräftig und symbolhaltig.
Das Märchen vom Zauberlehrling, der einen Besen in einen Wasserträger verwandelt und erst von seinem Meister aus der Bedrängnis erlöst wird, geht bereits auf altägyptische Motive zurück und war in der Antike bekannt.
Pythagoras verbot, altem Volksglauben folgend, über einen Besen zu steigen.
Beim Seelenfest der Anthesterien kamen die Schatten der Verstorbenen zu Besuch in Häuser der Menschen und wurden bewirtet, nachher aber durch Ausfegen mit dem Besen wieder fortgescheucht.
In Altchina war es verpönt, in Sterbezimmern einen Besen stehenzulassen, denn der Tote könnte als langhaariges Gespenst wiederkehren. Auch Spieler scheuten sich vor dem Besen, der »das Spielglück wegfegen« könnte. Hingegen war die Göttin des klaren Wetters, in der Zeit des Neujahrsfestes verehrt, wegen ihres Wegkehrens der Regenwolken beliebt.
Im europäischen Volksglauben stand offenbar der Gedanke der Keimkraft im Vordergrund, die den Ruten des Besens entströmte. Diese Reiser sollten Unwetter verscheuchen können, weshalb »Hexenbesen« auf Dachfirste gesteckt wurden. Andererseits war der Besen ein Symbol und Attribut der Hexen selbst, die auf ihm zu ihren sagenhaften Berg-Sabbaten flogen, nachdem sie sich mit der (vermutlich bewußtseinsverändernden) Hexensalbe eingerieben hatten. Der Besen zwischen den Beinen der nackten Hexen wird vielfach als phallisches Symbol aufgefaßt; freilich wurden auch Ofengabeln, Bänke oder andere Gegenstände des Hauses als »Luftreittiere« dargestellt.
Ein Besenfest des Wegfegens, Ochpaniztli, gab es auch in Altmexiko. Es war der alten Erdgöttin Teteo-innan geweiht und sollte Unheil und Krankheit vertreiben.
In der christlichen Bilderwelt ist der Besen Attribut der hl. Martha und der hl. Petronilla, die Schutzpatroninnen der Hausangestellten sind.
Sprichwörtliche Redensarten im Zusammenhang mit dem Besen sind u. a.: Jeder kehre vor seiner eigenen Tür; neue Besen kehren gut; mit eisernem Besen fegen usw.
