Labyrinth, eine bestimmte Art eines verschlungenen Weges, der in der ursprünglichen Form um ein Achsenkreuz herum in spiralartigen Schlingen oder Mäandern konstruiert wurde. Die fast weltweite Verbreitung von gleichartig konstruierten Labyrinthen läßt vermuten, daß sie eine Bedeutung als Kultsymbole hatten und etwa auf kleinem Raum einen langen und schwierigen Weg (der Einweihung?) manifestierten.
In jüngerer Zeit als »Trojaburgen« bezeichnet, scheinen diese Labyrinthe bestimmte Kulttänze graphisch fixiert zu haben. So waren sie in der Antike u. a. als Fußbodenmosaike und in Skandinavien, vor allem auf der Insel Gotland, durch aneinandergereihte Steine ausgelegt worden.
In mittelalterlichen Kathedralen wurden sie als »Chemins à Jérusalem« als Ersatz einer Pilgerfahrt in das Heilige Land verstanden, wenn der Gläubige sie im Gebet und auf den Knien durchwanderte; das Fußbodenlabyrinth der Kathedrale von Chartres hat einen Durchmesser von 12 Metern, der zurückzulegende Weg ist etwa 200 Meter lang.
In vielen Sagen und Mythen fremder Völker ist von Labyrinthen die Rede, die der Held durchwandern muß, um ein großes Ziel zu erreichen. Auch die Sage vom Heros Theseus, der im kretischen Labyrinth das Stier-Mensch-Mischwesen Minotaurus tötete, weist auf den Einweihungs-Charakter des Labyrinthsymbols hin.
In neuerer Zeit, vor allem im Barock und Rokoko, wurden die ursprünglich nach einem klaren Schema konstruierten Labyrinthe in Irrgärten aus gestutzten Hecken umgewandelt, die bloß der Zerstreuung von Parkbesuchern dienten.
Im psychologischen Sinn ist das Labyrinth Ausdruck des »Suchens nach der Mitte« und mit einer unfertigen Mandala-Form zu vergleichen.