Igel, griech. echinos, lat. erinaceus; das »bewaffnet, doch als Friedensheld« erscheinende Tier wurde in seinen Verbreitungsgebieten viel beachtet. In der Antike diente die Stachelhaut zum Aufrauhen des Tuches, und sein Fleisch wurde als Heilmittel verwendet, etwa gegen Haarausfall, da die Stacheln starkes Haar vorzubilden schienen. Eine am Rebstock aufgehängte Igelhaut sollte Hagel abwehren. Die »Klugheit« des Igels als Vorratssammler wurde u. a. von Plinius (23-79 n. Chr.) gerühmt.
Im Weingarten klettert er – so der frühchristliche »Physiologus«-Text – »zu den Trauben auf und wirft die Beeren hinab... Dann wälzt er sich, heftet so die Beeren an seine Stacheln und bringt sie seinen Kindern... So tritt auch du, Gemeindemitglied, zu dem geistlichen und wahrhaften Weinstock... Der heilige Basilius sagt: Ahme nur, o Mensch, den Igel nach! Wenn er auch ein unreines Tier ist, so führt er doch einen liebevollen und kinderfreundlichen Wandel... Achte die Trauben aus dem wahren Weinstock, nämlich die Worte unseres Herrn Jesus Christus, und mache sie deinen Kindern zugänglich, damit sie, in gutem Geist aufgezogen, den Vater im Himmel preisen.« Auch die Feindschaft zwischen Igel und Schlange wird erwähnt.
Das mittelalterliche »Bestiarium« rühmt den »Scharfsinn« des Igels, der sich bei Gefahr zu einer Stachelkugel zusammenrollt und auch mit ihnen Beeren sammelt; ebenso soll er einen Bau mit zwei Ausgängen besitzen, dessen nördlichen Ausgang er bei Nordwind verstopft und abwartet, bis der Südwind den kalten Nebel vertrieben hat. Andererseits wurde dem Tier auch »Geiz« und Zornmütigkeit vorgeworfen, da er bei Kämpfen die Stacheln drohend aufrichtet.
Das barocke Emblembuch Hohbergs (1675) enthält den Reim: »Wann der obstreiche Herbst mit Frucht den Baum beschweret, / der Igel fleißig ist, in seine Höhl eintregt: / Wann Gottes Segen dir viel Gaben hat bescheret: / Schau, daß sie seyen klug und weislich angelegt.« Der »Geiz« des Igels machte ihn in Ostasien zum Symbol des Reichtums.