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Symbol:Hoehlen
Kulturkreis:Antike Asien Germanen Christentum Islam Sonstige
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Bedeutung:

Höhlen, als geheimnisvolle Tore zu einer unterirdischen Welt, vielfach erfüllt von bizarren Tropfsteingebilden, sind Gegenstand vieler symbolkräftiger Kulte, Mythen und Sagen. Als älteste mit Malereien und Ritzbildern ausgestaltete Heiligtümer der Menschheit wurden viele von ihnen schon in der Eiszeit als »andersweltliche« Bereiche erlebt. Sie waren nicht Wohnplätze, sondern Kultstätten. Vielfach sind sie als Sinnbilder des gebärenden Mutterschoßes zu deuten, so auch in den Welt- und Menschheitsentstehungsmythen vieler Indianervölker – etwa in den »Chicomoztoc«-Geburtshöhlen der aztekischen Mythik.

Häufig galten sie als Geburtsplätze von Göttern und Heroen, als Aufenthaltsorte von weissagenden Sybillen und von Eremiten.

Im altägyptischen Weltbild entsprang der Nil aus einer Felsenhöhle. Die kretisch-mykenische Glaubenswelt kannte viele heilige Höhlen. Später wirkte in einer solchen das Orakel des Heros Trophonios, das dem Bittsteller erst nach Absolvierung von Initiations-(Einweihungs-)Riten erteilt wurde.

Es ist naheliegend, Höhlen als Schauplatz der chthonischen (d. h. der Erde und der Unterwelt zugewandten) Symbol- und Kultwelt zu empfinden, als Ort der Kontaktnahme mit den Kräften und Mächten der Tiefe, die später zum Licht drängen. So wurde auch der Kultraum des spätrömischen Gottes Mithras als Felsenhöhle gestaltet.

Vom Menschen ausgeschachteter Ersatz natürlicher Höhlen sind Grotten und Grottentempel (Ägypten: Abu Simbel; Indien: Ajama, Ellora).

In der christlichen Ikonographie wird der Stall von Bethlehem als Felsengrotte dargestellt, und in einem Felsengrab wurde Jesus bestattet. Nach ostkirchlicher Tradition empfing der Evangelist Johannes in einer Höhle der Insel Patmos seine gewaltige Vision der Endzeit (die Apokalypse).

In der philosophischen Symbolsprache Platons (427-347 v. Chr.) spielt das »Höhlengleichnis« eine bedeutende Rolle, wonach der in einer Höhle gefangene Mensch nur Schatten der Ideen erkennen kann, d. h. bloße Abbilder einer höheren und wahren Realität, deren Schau ihm durch seine begrenzten Fähigkeiten ansonsten verwehrt ist.

Im Mayagebiet Mittelamerikas wird den zahlreichen Karsthöhlen des Landes auch von den heutigen Nachkommen der alten Indianernaturvölker viel Aufmerksamkeit zugewendet. Manche wurden schon in alter Zeit zu rituellen Zwecken regelmäßig aufgesucht, und es wurden darin vor allem Opfergefäße für den Regengott gefunden. Einige dieser Höhlen weisen an den Wänden Malereien im typischen Mayastil auf, so in erster Linie die Grotte von Naj-Tunich, deren Wandbilder auf Rituale sexuellen Charakters schließen lassen.

Bilder von zwerghaften Wesen lassen auf eine Ideenverbindung der Begriffsfelder Fruchtbarkeit, Regen, Zwerg und Höhle schließen. Die weiblichen Organe (Vagina, Uterus) wurden, wie alte Chronistenberichte zeigen, mit den Höhlen in Verbindung gebracht, wobei Sexualität mit Fruchtbarkeit im allgemeinen Sinn assoziiert wurde.

Auch die zwerghaften Regengötter der Azteken, die einen phallischen Stab trugen, wurden als Höhlenbewohner vorgestellt, während bei den Maya gelegentlich die Mondgöttin mit Höhlen und dem belebenden Wasser sowie mit Sexualität (Verkehr mit dem Gott des Planeten Venus) in Verbindung gebracht wurde. Offenbar war im mittelamerikanischen Hochkulturgebiet die »Unterwelt« der Höhlen im Bauch der Erde – wie auch anderwärts – »weiblich signiert«, daher auch dem allgemeinen Begriffsbereich der Fruchtbarkeit zugeordnet.

Für die Alte Welt sind ähnliche Assoziationen, die auch den Themenbereich »Urzeit« betreffen, sehr wahrscheinlich. Im christlichen Umfeld wurden Symbole der Geschlechtlichkeit freilich weitgehend verdrängt. Wie eine Erinnerung an urgeschichtliche Epochen mutet es an, wenn ein außerkirchlicher Text aus frühchristlicher Zeit, »Die Schatzhöhle« oder »Das christliche Adambuch des Morgenlandes« genannt, seine Erzählung in einer Höhle beginnen läßt, in der nach hartem Lebenskampf (nach der Vertreibung aus dem Paradies) der Urvater Adam bestattet worden war (5. Jahrhundert n. Chr.).

Der greise Noah, der Überlebende der Sintflut, befiehlt seinem Sohn Sem, die Gebeine des ersten Menschen aus der Höhle zu holen und sie dann erneut zu bestatten – »am Mittelpunkt der Erde«.

In Volkssagen sind Höhlen meist Wohnorte von Gnomen, Berggeistern und schatzhütenden Drachen, dem Menschen der Außenwelt nur schwer und unter Gefahr zugänglich.

Der Realität entrückte Könige früherer Zeiten (Karl d. Gr., Barbarossa) sollen in Höhlen bestimmter Berge (Kyffhäuser, Untersberg b. Salzburg) auf ihre Auferstehung im Augenblick der endzeitlichen Schlacht zwischen Gut und Böse (vgl.  Dualsysteme) warten.

In der mythisch-symbolischen Weltansicht der alt-irischen Tradition spielen Sagen von Höhlen (Uatha) eine bedeutende Rolle. Aus der Höhle von Cruachan (auch Höllentor genannt) soll eine unzählbare Schar von weißen Vögeln geflattert sein, die mit ihrem Atem Mensch und Tier verdorren ließen. Die schreckliche Göttin MorrÍgan (Rabe) hauste in einer anderen Höhle, und die Helden Conan und Finn verfingen sich im verkehrt aufgewickelten Garn von dort lauernden Hexen und wären von ihnen fast in die Unterwelt geschleppt worden. Der berühmteste Eingang zu der unterirdischen, höllenähnlichen Welt ist »St. Patricks Fegefeuer« auf einer Insel im Loch Derg. In früherer Zeit ließen sich dort Pilger vier Stunden lang einschließen, um die Qualen des Purgatoriums zu empfinden. Wer dabei einschlief, hieß es, werde vom Teufel in die Hölle entführt. Ein Ritter Owen des Mittelalters beschrieb Jenseitsvisionen ähnlich jenen von Dante in der »Divina Commedia«. Heutige Pilger, die eine schlaflose Nacht in der Kapelle, die nunmehr das »Fegefeuer« umschließt, verbringen, beschreiben das Erlebnis eines unheimlichen Ortes, »wo sich zwei Welten treffen«.

In der symbolbildenden Baukunst wird oft die Nische zum Ersatz für eine »Welthöhle«, die in einen größeren Kosmos eingeschlossen ist. Dies kann für die Gebetsnische (Mihrab) der islamischen Moschee ebenso gelten wie für die Apsis der christlichen Kirche. Die geborgene Eingeschlossenheit im Kultraum wird dadurch noch verstärkt.

In der tiefenpsychologisch gedeuteten Traumsymbolik ist der gefahrvolle Weg durch dunkle Höhlen in erster Linie als Hinweis auf die Suche nach Lebenssinn in den Tiefen unbewußter, ererbter Schichten des mütterlichen Unbewußten zu deuten, in anderem Zusammenhang auch als Symbol einer Regression (eines Zurückweichens) in die ersehnte bergende Dunkelheit des vorgeburtlichen Lebens.

So ist die Faszination, die Höhlensysteme auf viele Amateure der Höhlenkunde (Speläologie) ausüben, nicht allein auf dem Wunsch nach Erweiterung des wissenschaftlichen Forschungsmaterials zu erklären, sondern auch mit dem nur symbolkundlich erklärbaren Streben nach einem erkenntnisbringenden Abstieg in die verborgenen Tiefen der eigenen Persönlichkeit. Dies ergibt sich aus einer tiefenpsychologischen Interpretation des Topos Höhle: »Der Rückzug in die Höhle ist eine Urgegebenheit. Sie ist die Geborgenheit schlechthin. In die Höhle gehen heißt, psychologisch ausgedrückt, die Rückkehr in den Mutterleib, die Verneinung der Geburt, das Hinabtauchen in die Schatten und in die Nachtwelt des Ununterschiedenen. Es ist der Verzicht auf das irdische Leben, zugunsten des ungeborenen höheren Lebens... (In der Höhle) existiert keine Zeit, es gibt weder das Gestern noch das Morgen, denn auch Tag und Nacht sind in ihr noch ungeschieden. In der Abschließung liegt nach Eliade (1980) eine ›larvenhafte Existenz‹, wie der Tote im Jenseits« (E. Kasper 1988). Auch aus diesem Grund bietet sich dieser Raum für symbolisch-rituelle Formen der Initiation und der Neugeburt auf einer übergeordneten Daseinsebene immer wieder an, die in verschiedenartigem Kontext auf vielen Kulturstufen ausagiert werden.

Beispiele: 
Quellen: 
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