Gral, in der mittelalterlichen Legendenbildung und mystischen Spekulation berühmter Symbolgegenstand, ein heiliges Gefäß der Erlösung und Heiligung. Aufgrund des apokryphen Nikodemus-Evangeliums handelt es sich um ein Gefäß, das Christus beim Abendmahl diente und in dem bald darauf sein Blut aufgefangen wurde.
Sein Name kommt vom griech. kratér (lat. cratale), später allg. Bezeichnung einer Tafelschale.
Der Sage nach wird der Gral auf einem Burgberg der Erlösung aufbewahrt und von Engeln mit einer geweihten Hostie gefüllt, die Wunderkräfte vermittelt. Andere Sagen machen ihn zu einem Stein, der bei Luzifers Sturz aus dem Himmel aus seiner Krone brach, ein himmlisches Kleinod, das auch als letztes Überbleibsel des einstigen Paradieses gilt.
Die Suche nach dem Gral ist damit zugleich Symbol der Suche nach den himmlischen Gütern.
Im Hinblick auf östliche Weltbilder wird der Gral mit der Vase verglichen, die das Lebenselixier Soma enthält, damit zu einem magischen Gefäß der Kräfte des irdischen wie auch geistigen Lebens wird. Damit verglichen wird auch die Kelchschale oder (keltisch) der Kessel in magischen Ritualen.
Die fanatische Suche nach Reliquien durch die Kreuzfahrer mag einst zur Legendenbildung um den Gral beigetragen haben, die von mehreren Autoren aufgegriffen und ausgestaltet wurde (Wolfram von Eschenbach, Chrétien de Troyes, Robert de Boron u. a.) und in den Sagen um Parzifal und Galahad kulminiert.
Als tiefenpsychologisches Symbol ist der Gral ein Element des Weiblichen, Empfangenden, zugleich aber auch Spendenden, eine Art spiritueller Gebärmutter für alle, die sich dem Mysterium anheimgeben.