Gold. Der Ausdruck »Edelmetall« (auch für Silber) bedeutet eigentlich eine »moralische« Bewertung des Materials, das in dieser Art auch von den nach Läuterung strebenden Alchemisten aufgefaßt wurde.
Das nicht oxydierende, leuchtende Metall wird in fast allen Kulturen mit der Sonne in Verbindung gebracht (bei den Azteken als »Götterkot« bezeichnet: »teocuitlatl«, Ausscheidung des Sonnengottes).
Der Leitsatz »aurum nostrum non est aurum vulgi« (unser Gold ist nicht das Gold der Menge) läßt darauf schließen, daß in der Geisteswelt der Alchemie mit »Gold« nicht das eigentliche Metall gemeint wurde, sondern die esoterische Erkenntnis gemeint war, ein höchstes Stadium der spirituellen Entwicklung.
Freilich ist auch im orthodoxen Christentum das Gold ein Symbol des Himmelslichtes und der Vollkommenheit, worauf auch der Goldgrund mittelalterlicher Tafelbilder und der ostkirchlichen Ikonen schließen läßt.
In der Antike wurden kostbare Heilkräuter mit Goldwerkzeugen ausgegraben, um ihre Kraft nicht zu mindern, und Goldschmuck stand im Ruf, Schadenzauber abzuwehren (vor allem in Verbindung mit Edelsteinen). Nicht überall war das Tragen von Goldschmuck jedoch allgemein erlaubt (vgl. Ringe); Gold wurde vielfach als Inbegriff der Erdkräfte angesehen und, obwohl es kaum praktischen Wert besaß, immer mit höheren Mächten und der Götterwelt in Verbindung gebracht.
In vielen alten Kulturen war es der Herstellung von sakralen Gegenständen und Herrscherinsignien (Krone) vorbehalten.
Das »Goldene Kalb« der Bibel (2. Buch Mosis 32) als Symbol der »Abgötterei« der Nordisraeliten war offenbar nicht ein echtes Kalb, sondern ein Stieridol, das durch Moses vernichtet wurde.
In Altchina galt Gold (chin), das Sonnenmetall, als Inbegriff des Uressenz Yang, des dualen Gegenstücks zu Yin (Silber).