Amor oder Cupido, griech. Eros, ist die antike Verkörperung der plötzlich aufkeimenden Liebe in ihrer heiter-neckischen Form. Er wird vorwiegend als nackter geflügelter Knabe mit Pfeil und Bogen dargestellt, der nicht nur Menschen, sondern auch Götter in das Herz schießt und sie dadurch zur Liebe verführt.
Als Sohn des Kriegsgottes Mars (griech. Ares) und der Venus (griech. Aphrodite) stiftet er so viel Verwirrung, daß ihn seine Mutter oft einsperren oder durchprügeln muß.
In hellenistischer Zeit wurde seine Gestalt häufig vervielfacht und zu ganzen Gruppen von Amoretten oder Eroten gestaltet, die etwa in der pompejanischen Wandmalerei, aber auch auf Keramik dargestellt wurden. Sie bilden die Vorbilder der Putten des Barock und des Rokoko, die in christianisierter Form zu kleinkindartigen Engeln umgebildet wurden.
In dem antiken Märchen von Amor und Psyche ist der Liebesgott hingegen ein schöner junger Mann, der seiner Geliebten zunächst viele Plagen, am Ende aber ideales Glück beschert (in den »Metamorphoses« des Apuleius von Madaura, 2. Jahrhundert n.Chr.).
In der mittelalterlichen Novellensammlung der »Gesta Romanorum« (um 1300) wird der Liebesgott nach einer Statue mit vier Flügeln beschrieben; auf dem ersten sei zu lesen gewesen: »Die erste Liebe ist stark und von großer Kraft. Um des geliebten Wesens willen erträgt sie geduldig alle Drangsal und Not.« Auf dem zweiten: »Die wahre Liebe sucht nicht das Ihrige, sondern gibt all das Seinige hin.« Auf dem dritten: »Die wahre Liebe mildert Trübsal und Angst, und sie schreckt nicht vor ihnen zurück.« Auf dem vierten schließlich: »Die wahre Liebe birgt in sich das wahre Gesetz, das nie veraltet, sondern immer wieder jung wird.«