Im Mittelmeerraum häufig begegnende Distelart (Bärenklau) mit großen, stark ausgerandeten Blättern, seit der klassischen Antike weit verbreitetes Dekorationselement an Bauwerken. Charakteristisch für das korinthische Kapitell, allerdings in der Praxis der Griechen nur bei kleineren Gebäuden verwendet.
Da er häufig bei Grabmalarchitektur vorzufinden ist, wurzelt hier der Symbolismus, der den Akanthus mit der Unsterblichkeit verbindet.
Sehr betont von der romanischen Kunst übernommen, und zwar bevorzugt für Kapitelle im Chor einer Kirche, denn dieser birgt die Reliquien der Heiligen, denen die Auferstehung verheißen ist, und ist durch das Bild des ewigen Christus beherrscht. Im Unterschied zur klassischen und später zur gotischen Kunst bevorzugt die Romanik stilisierte, zeichenhafte Formen, oft auch symbolische Zahlen (drei, sieben) der Blätter oder der Blütenknospen. Auch können Tier- und Menschenköpfe aus Akanthus-Blättern herauswachsen (in Saulieu/Cote d'Or) oder die Blätter Alpha- und Omega-Formen bilden (Cunault/Maine-et-Loire).
Stilisierte Akanthus-Blätter versinnbildlichen auch das Eingeschlossen- und Verstricktsein des Menschen in den ungerichtet wuchernden pflanzlichen Bereichen.
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"Das Motiv des Akanthus krönte griechische Grabstelen und die Ara Pacis Augustae. Die Ausdauer dieser Pflanze und die ihr zugeschriebenen heilenden Kräfte lassen im Zusammenhang mit der Sepulkralarchitektur vielleicht eine Deutung der Unvergänglichkeit zu.
In einer christlichen Deutung symbolisieren die Dornen des Akanthus das Streben nach äußeren Reichtümern, die Sinnenlust, die Vergnügungen dieser Welt und seine fleischigen Blätter die Sünden des Fleisches.
Löwenpranken und Akanthus zusammen wurden auch als Symbol eines herkulisch tugendhaften Lebens des Verstorbenen gedeutet." (Ursula Mehler, venezianische Grabmäler des späten Quattrocento)