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Brücke Brücke, ein Symbol des Überganges, etwa über jenes Wasser, das Diesseits und Jenseits trennt. Sie ersetzt den Fährmann, der in ähnlichen Weltbildern die Seelen übersetzt. In der nordischen Mythik erzittert sie, wenn ein nicht Gestorbener sie überquert, und sie wird von einem Wächter behütet, der bei Annäherung feindlicher Scharen ins Horn stößt. Der Brückenschlag zwischen der Alltagswelt und der anderen ist ein so bedeutendes Erlebnis, daß es eines Brückenbauers (pontifex, lat. Priester) bedarf, um beide Bereiche zur Kommunikation zu veranlassen. Beim Bau von Brücken mit ihrem tiefen symbolischen Sinn mußten Bauopfer gebracht werden: Im alten Rom warfen die vestalischen Jungfrauen Binsenpuppen von der alten Brücke in den Tiber, wenn eine neue Brücke in Angriff genommen wurde. Der Regenbogen und die Milchstraße am Firmament wurden als Brücken zwischen den Daseinsbereichen angesehen. Der Islam kennt das Symbolbild der Brücke in das Himmelsland, die so schmal ist wie die Schneide eines Schwertes. Wer nicht sündenlos ist, stürzt in die Tiefe (ähnliche Motive erscheinen in nordamerikanischen Indianermärchen, wo ein schmaler Holzbalken die Brücke bildet). In der altchinesischen Bilderwelt ist die Brücke zur Jenseitswelt ebenfalls sehr schmal, und Sünder stürzen in eine schmutzige Flut von Blut und Eiter. Eine Baumstammbrücke muß auch der Pilger Hsüan-tsang überqueren, der die buddhistischen Lehrschriften aus Indien holt (vgl. Affe). Ein Brückengott schützt Übergänge über Flüsse vor krankheitsbringenden Dämonen. In der Religion des Parsismus muß der Verstorbene die Cinvat-Brücke überschreiten, die so schmal ist wie ein Haar. Ungerechte stürzen von ihr in die Hölle. Brücken verbinden nicht nur, sondern stellen im symbolischen Sinn auch die Situation des Überganges in eine neue Daseinsform dar, die nur bei genau festgelegten Übergangsriten (rites de passage) sinnvoll bewältigt werden kann. Redewendungen wie »alle Brücken hinter sich abbrechen, einen Brückenschlag suchen, jemandem goldene Brücken bauen« und Eselsbrücke (d. h. ein auch trotz Dummheit begehbarer Weg) stellen die mit dem Wort verbundene Symbolik deutlich genug dar. In der Heraldik kommen Brücken bei »redenden« Städtewappen vor (z.B.: Innsbruck, mit einer Schiffsbrücke). ---------------
Brot Brot ist bei allen Völkern mit der Kenntnis des Anbaues von Körnerfrüchten und des Backens das wichtigste Nahrungsmittel (lediglich bei den Ureinwohnern der Kanarischen Inseln wurde Getreide nicht gebacken, sondern zu einem »Gofio«-Brei verarbeitet). In Altägypten waren etwa 40 Arten von Brot und Gebäck bekannt, und die Totenopferformeln sprechen von »Brot und Bier« als Grundnahrung im Jenseits. Im alten Orient wurde Brot nicht geschnitten, sondern gebrochen, und das »Brotbrechen« im übertragenen Sinn bedeutete »gemeinsam essen«, ein Mahl einnehmen. Dieses Mahl wurde bald auch im spirituellen Sinn als sakrale Handlung verstanden, und die zwölf Schaubrote im Tempel des Alten Testaments sind Sinnbilder der geistigen Nahrung. Im Neuen Testament ist beim Wunder der Brotvermehrung von 12 Körben mit Fischen und 12 Körben mit Broten die Rede. Da der Mensch nicht vom (materiellen) Brot allein lebt, wird das »Brot des Lebens« der Eucharistie zur Seelenspeise, zusammen mit dem Wein. Für Missionare, die Völker mit andersartiger Nahrungsbasis besuchten, war es oft schwer, das sakramentale Symbol sprachlich wiederzugeben (in China ist die Basis in erster Linie Reis, in Altamerika Mais; bei den Inuit oder Eskimo mußte einst vom »täglichen Seehundspeck« gepredigt werden). Den Werdegang des Brotes mit dem Mähen, Dreschen, Backen des verarbeiteten Getreides, aus dem das geweihte Brot zubereitet wurde, verglich der Symboliker mit dem mühevollen Menschenleben, dessen Ziel die Weihe im Himmel sein sollte. Die wundersam vom Himmel gefallene Manna-Speise beim Zug der Israeliten durch die Wüste wurde als Vorbild des eucharistischen Brotes verstanden. Zahllose Redensarten illustrieren den Symbolsinn des Brotes: Das bittere Brot der Verbannung essen; jemandem Brot anbieten, aber Steine geben usw. Verkehrt auf dem Tisch liegendes Brot galt als Unglückssymbol, auf dem »der Teufel reitet«, bei dessen Anblick »die Engel weinen« und Streit zu erwarten ist, weil die richtige Ordnung in ihr Gegenteil verkehrt wurde. In der Traumsymbolik der Tiefenpsychologie hat das Brot nur positive Bedeutung. E. Aeppli weist darauf hin, daß für uns Brot als allgemeine Speise »das Gewöhnlichste und gleichzeitig ein Geheiligtes« sei: »Der Weg vom Weizenkorn, das in die dunkle Ackerfurche gesenkt wird, vom zart ergrünenden Feld, vom golden wogenden Ährenmeer über die Arbeit des Schnitters, des Dreschers, der Prozeß des Mahlens, des Aussiebens, der Teigzubereitung, des Durchganges durch die Glut des Ofens und dann endlich die gemeinsame Verteilung am Familientisch – jede Station des Werdens dieser Speise ist symbolträchtig und macht Aussage, auf den Menschen bezogen, über den Weg der menschlichen Kultur.« Es ist evident, daß mit dem Seßhaftwerden des jungsteinzeitlichen Menschen, dem Roden des Waldes und der Kultivierung der Feldfrüchte die aneignende Lebensweise an Bedeutung verlor (Jagd und Fischfang) und die produzierende begann. Nun schuf der Mensch seine eigene Welt und die Kulturlandschaft, und die Möglichkeiten der Vorratsschaffung gaben ihm die Möglichkeiten vermehrter Freizeit und vermehrte Chancen zur spekulativen Gedankenarbeit. Die Grenzenlosigkeit einer nomadischen Lebensweise mußte der Eingrenzung, dem Definieren des kultivierten Lebensraumes und der bewußt wahrgenommenen Struktur des überschaubaren Mikrokosmos weichen. Das in ihm erarbeitete Brot bedeutet Lebensspeise, und »alle lebenswichtigen Werte, die uns nähren, können im Traum als Brot in unsere Hände gelegt werden. Wer dieses Brot erhält, hat einen positiven Wert erhalten, den zu vergeuden ihm nicht erlaubt ist« (Aeppli). ---------------
Braun Braun ist keine Grundfarbe und spielt in der Symbolik der Farben keine bedeutende Rolle. Immerhin ist es die Farbe der lehmigen Erde, die nur in Altchina durch das Gelb (Löß) als Symbol der Mitte ersetzt wird. Für den Psychologen wirkt das schlichte Braun »warm, ruhig, mütterlich, den einfachen Tatsachen nah« (Aeppli), doch P. Portal (1847) betrachtete es als Mischung von Rot und Schwarz als ein »Symbol der unterirdischen Liebe«, als »höllische Tracht« und »dunkles Feuer« mit böser Bedeutung, indem er das Rot des altägyptischen Widersachers Sutech (Seth, Typhon) braun sah; in der Tat handelt es sich bei der von den Ägyptern verabscheuten Farbe um rötlichen Ocker. Im christlichen Raum ist das Braun die »Farbe des Erdbodens, des Herbstes, der Traurigkeit,... Symbol der Demut (humilitas von humus, Erde) und der Armut (daher die braune Kutte mancher Bettelorden«, Heinz-Mohr). Es wird jedoch mit negativer Bedeutung auch mit dem Rauch des Feuers (Sodom und Gomorrha) und dem Teufel in Verbindung gebracht. In der politischen Symbolik stand es für den Nationalsozialismus des Deutschen Reiches (Braunhemden der SA) und nationalistischer Verbindungen ähnlicher Art. ---------------
Bock (Ziegenbock) Bock (Ziegenbock), im Gegensatz zu seinem weiblichen Gegenstück, der Ziege, eine meist negativ gedeutete Tiersymbolfigur. Während vorchristliche Weltbilder seine Virilität beachten (Böcke ziehen den Wagen des germanischen Donnergottes Thor; der vedische Feuergott Agni reitet auf einem Bock) oder eher karikaturistisch in Gestalt von Mischwesen (Satyr, Faunus) darstellen (vgl. wilde Menschen), die sich durch ungebändigte Lüsternheit auszeichnen, wird der Bock mit zunehmender Repression der Sexualität zum »stinkenden, unreinen, Befriedigung suchende« Wesen, das beim Weltgericht die Rolle der zur ewigen Höllenstrafe Verdammten darstellt. Auch der Teufel hat in der Ikonographie die meisten Züge seiner Gestalt vom Bock übernommen. Der Hexenglaube des späten Mittelalters und der Neuzeit stellte oft Hexen dar, die von Böcken durch die Luft getragen wurden. Der Teufel residierte auf diesen Bildern meist in Bocksgestalt, wobei die Hexen sein Hinterteil küßten. Okkultistische Bücher bilden den mysteriösen »Götzen Baphomet« der angeblich ketzerischen Tempelritter in Bocksgestalt ab. Zu all diesen Zügen mag Herodots Bericht über den ägyptischen Sexualkult des Bocksgottes der Stadt Mendes und die biblische Sitte des »Sündenbockes« beigetragen haben, der als Träger aller sündhaften Unreinheit der Menschen in die Wüste gejagt wurde. Der heilige Bock von Mendes wird von griechischen Chronisten mit Pan identifiziert; ursprünglich dürfte es sich eher um einen Widder als um einen Ziegenbock gehandelt haben. Herodots Bericht über den kultischen Geschlechtsverkehr der Frauen dieser Stadt mit dem heiligen Tier ist wohl als verleumderische Fabel über die ägyptischen Tierkulte zu bewerten. Im mittelalterlichen »Bestiarium« ist der Ziegenbock ein »geiles, stößiges Tier, immer gierig nach Paarung. Seiner Natur nach ist er so heiß, daß sein Blut Diamanten aufzulösen vermag, die sonst weder von Feuer noch von Eisen gebrochen werden können« (Unterkircher). ---------------
Blut Blut spielt in Ritualen eine größere Rolle als in der Symbolik, ist aber auch hier bedeutsam als Inbegriff des Lebens. Es wird oft von Stoffen vertreten, die seine Farbe wiedergeben, etwa von Ocker, um fortwirkendes Leben zu symbolisieren. Runen wurden mit roter Farbe magisch belebt (alt-angelsächsisch teafor = Mennige, davon das Wort »Zauber«), um wirksam werden zu können, als ob sie bluterfüllt wären. Blut gilt vielfach als das göttliche Lebenselement, das in den Menschenkörpern wirkt. Als solches war es in vielen Kulturen tabuiert und durfte nur nach besonderer Vorbereitung vergossen werden, etwa als Opferkult. Im »Blut sitzt die Lebenskraft des Fleisches. Dieses Blut habe ich euch gegeben, damit ihr auf dem Altar für euer Leben die Sühne vollzieht, denn das Blut ist es, das für ein Leben sühnt. Deshalb habe ich zu den Israeliten gesagt: Niemand unter euch darf Blut genießen« (3. Buch Moses 17,11-12). Immer wieder gilt das Blut als Träger magischer Kräfte und als alleinige Nahrung der Übernatürlichen und wird mit vielen irrationalen Anschauungen in Verbindung gebracht (vgl. Dracula). Worte wie »Blutschande, Blutrache, Blutsbrüderschaft, Blutstaufe« (des Märtyrers) zeigen dies ebenso wie umgangssprachliche Redewendungen (»Etwas liegt mir im Blut; Wiener Blut...; heißblütig sein; kaltes Blut bewahren; blutdürstig sein; blutbefleckte Hände« etc.). Blut war nach der antiken Lehre von den Körpersäften und Temperamenten besonders der bestimmende Faktor in der Natur des »Sanguinikers« (sanguis – lat. Blut). In Hitlers Diktion bedeutete Blut soviel wie »Rasse«, Erbgut, genetische Information, wenn er etwa von der »Anerkennung des Blutes, also der rassenmäßigen Grundlage im allgemeinen« schrieb (»Die verlorene Blutsreinheit allein zerstört das innere Glück für immer, senkt den Menschen auf ewig nieder«, in »Mein Kampf«). Menstruationsblut ist nach der antiken Zeugungstheorie eine der beiden Komponenten, aus welchen (zusammen mit Sperma) neues Leben entsteht. Dennoch gilt es bei vielen Völkern als »unrein« und mit negativer Kraft geladen, weshalb menstruierende Frauen oft von der Gemeinschaft abgesondert wurden. Das »reine Blut« hingegen symbolisierte immer wieder ungebrochene Vitalität. Mittelalterlichen Sagen zufolge sollte es sogar die Kraft haben, den Aussatz (die Lepra) zu heilen, wenn ein Kranker darin badete. Altchinesische Sagen erzählen von gemalten Drachen, die davonflogen, wenn ihre Augen mit Blut nachgezeichnet wurden. In der magischen Tradition des Abendlandes gilt das Blut als ein »besonderer Saft«, mit der ganz persönlichen Aura des Spenders durchtränkt, weshalb etwa Teufelspakte mit Blut unterschrieben oder besiegelt werden mußten. Wenn hingegen in der Alchemie von »Blut« die Rede ist, so bezeichnet dies die flüssige (rötliche) Auflösung einer früher verfestigten Substanz. In der christlichen Bilderwelt nimmt Christi Blut als eines der eucharistischen Sakramente eine zentrale Stellung ein (Fleisch und Blut – Brot und Wein), wobei symbolisch der mit Wasser vermischte Wein die Kirche bedeutet, die sich mit dem Wasser der Gläubigen untrennbar vereinigt und eine Einheit in Christo hervorbringt: Die Mitglieder der Kirche werden von der reinigenden und erlösenden Kraft des Heilandsblutes durchdrungen. Auf Kreuzigungsbildern fangen oft Engel dieses in Kelchen auf, welche ihrerseits mit dem sagenhaften Gral in Verbindung gebracht wurden. Im Aztekenreich Altmexikos war Menschenblut das für die Stärkung der Sonne (die bei ihrem nächtlichen Weg durch die Unterwelt kraftlos geworden war) unerläßliche Mittel, das allein die kosmische Ordnung aufrechterhalten konnte. Daraus erklären sich die exzessiven Opferungen von Gefangenen, die im aztekischen Imperium den »Blumentod« sterben mußten. Das »blaue Blut« Adeliger soll dadurch zu erklären sein, daß Angehörige höherer Stände keine sonnengebräunte Haut hatten und ihre Adern bläulich durch die vornehme Blässe schimmerten. Die Übersetzung des spanischen »sangre azul« ist seit Beginn des 19. Jahrhunderts auch im deutschen Sprachraum üblich. ---------------
Blume, Bluete Blume, Blüte – weltweit Symbole des jungen Lebens, wegen der sternartigen Struktur der Blumenkronblätter auch oft Symbole der Sonne, des Erdkreises oder der Mitte (z.B. die Lotosblume in Südostasien). Viele auffallende Blüten wurden nicht nur aus ästhetischen Gründen beachtet und verehrt, sondern auch wegen ihres Gehaltes an psychotropen (die Psyche beeinflussenden) Inhaltsstoffen. Gelegentlich werden Blüten nicht bloß als unschuldige Frühlingsboten aufgefaßt, sondern auch als Sinnbilder für »fleischliche Lust« und den gesamten Bereich der Erotik, etwa die Nicté-Blüte (Plumeria) bei den Maya oder die Rose im mittelalterlichen »Roman de la Rose«. Neutral gesehen, symbolisieren sie Lebenskraft und Lebensfreude, das Ende des Winters und den Sieg über den Tod. In der christlichen Symbolik ist der nach oben offene Blütenkelch Hinweis auf das Empfangen der Gaben Gottes, der kindlichen Freude an der Natur im Paradies, aber auch der Vergänglichkeit aller irdischen Schönheit, die erst in den Gärten des Himmels von Dauer sein kann. Damit hängt die alte Sitte zusammen, Gräber in Gärten anzulegen oder sie mit Blumen zu bepflanzen. Da die frühchristlichen Kirchen eng mit der Verehrung von Märtyrergräbern verbunden waren, wurden auch sie mit Blumen geschmückt. In der Bibel ist die Blüte Hinweis auf Gottgefälligkeit, wie die blühenden Stäbe Josephs und Aarons beweisen. Ein trockener Stock, der Blüten treibt, ist auch in manchen Sagen und Legenden Symbol des göttlichen Wohlgefallens und der Hoffnung. Der im Land um Salzburg geübte Brauch, »Prangstangen« mit Blumen zu umwinden, die dann bei Prozessionen umhergetragen werden, mag mit diesem Motiv ebenso zusammenhängen wie ganz allgemein mit der Freude am Blumenschmuck im Frühling; die zahllosen Blüten werden dabei mit der Pfahl- und Baumsymbolik verbunden. Die Blütenfarben werden symbolkundlich viel beachtet (weiß: Unschuld, Reinheit, aber auch Tod; rot: Vitalität, Blut; blau: Geheimnis, innige Hingabe; gelb: Sonne, Wärme, Gold. Im Taoismus ist die aus dem Scheitel wachsende geistige »goldene Blüte« das Symbol der höchsten mystischen Erleuchtung. Im 20tägigen aztekischen Kalendarium wird das zwanzigste Zeichen »Blume« (xóchitl) genannt, Symbol des Kunst- und Geschmackvollen. Unter diesem Zeichen Geborene sollten für alle künstlerisch-handwerklichen Aktivitäten begabt sein, ebenso aber auch für die Zauberei. »Aufrechtstehende Blume« (Xochiquetzal) war der Name einer Göttin, die mit Sexualität und Fruchtbarkeit in Zusammenhang stand. Zu ihren Attributen gehörten ein Blumenkranz im Haar und ein Blumenstrauß in der Hand. »Blumenkriege« hießen die rituell begrenzten Kämpfe benachbarter aztekischer Reiche, die nur zu dem Zweck angesetzt wurden, um für die Menschenopferaltäre beider Parteien Gefangene zu gewinnen. In der erhalten gebliebenen aztekischen Lyrik symbolisieren Blumen sowohl Lebensfreude als auch Vergänglichkeit: »Es sprossen und sprießen, es wachsen und leuchten die Blumen. Aus deinem Inneren brechen hervor die Blumengesänge... Wie eine Blume zur Sommerszeit – so erfrischt sich und blüht auf unser Herz. Unser Leib ist wie eine Blume, die erblüht und schnell verwelkt... Vergeht unablässig und blüht stets wieder auf, ihr Blumen, die ihr zittert und abfallt und zerstäubt...« Ähnlich heißt es in der Bibel: Der Mensch blüht »wie die Blume des Feldes. Fährt der Wind darüber, so ist sie dahin, und der Ort, auf dem sie stand, weiß von ihr nichts mehr« (Psalm 103, 15-16). Die ökologische Gefährdung vieler Pflanzen in der Gegenwart hat dazu geführt, daß viele Wildblumen, besonders aber die »Ackerunkräuter«, fast ausgerottet wurden oder nur noch in Schutzgebieten anzutreffen sind, soweit nicht ihr endgültiger Verlust bereits jetzt zu beklagen ist. Die symbolische Aussage vieler Blütenpflanzen mag daher kommenden Generationen vielfach nur noch aus der historischen Literatur zugänglich sein, wenn im Sinne der Aussage des Psalmisten der Ort, auf dem die Blumen standen, nichts mehr von ihnen weiß. ---------------
Blitz Blitz. Die eindrucksvolle Entladung »himmlischer« Elektrizität, die Feuer und Vernichtung zur Erde bringt, ist in allen alten Kulturen Ausdruck und Symbol übernatürlicher Macht. Meist ist es der Himmelsgott oder Götterkönig, der mit Hilfe von Axt oder Hammer feindliche Geschöpfe auf Erden vernichtet oder unbotmäßige Menschen straft. Wegen des himmlischen Ursprungs spielt der Blitz auch als Symbol der überirdischen Erleuchtung eine Rolle. In trockenen Gegenden, die von Gewitterregen abhängig waren, wurde der Blitz auch mit dem Fruchtbarmachen der Felder in Verbindung gebracht und als Symbol maskuliner Vitalität angesehen. Bei den Etruskern war die Blitzschau (Brontoskopie) ein wichtiger Orakelbehelf; Blitze im Osten galten als günstig, Westblitze als ungünstig, nordöstliche als Optimum; nordwestliche waren Unglückszeichen. Diese Deutungsweise wurde von römischen Orakelpriestern übernommen. Der Blitz war das Werk des Zeus Keraunos (lat. Jupiter Fulgur), wie auch des slawischen Donnergottes Perun (lettisch Perkons, litauisch Perkunas) oder in älteren Epochen des orientalischen Hadad. Vom Blitzschlag getötete Menschen galten vielfach als von der Gottheit Gezeichnete und mußten an Ort und Stelle begraben werden. In christlicher Zeit ist der Blitz in der symbolischen Bilderwelt Ausdruck von Gottes unmittelbarer Gegenwart (Offenbarung der Gebote am Berg Sinai) oder seines Strafgerichtes (am Jüngsten Tag). In der Emblematik der Renaissance wird der Blitz zum warnenden Zeichen der für den Menschen unerforschlichen Vorsehung (»Was hilft der Festung Bau, Umschanzung, Wall und Graben / Wann Gott von obenher mit Strahlen zündet an. Der Wächter Sorg und Fleiß geringen Nachdruck haben / Nur Gottes Sorg allein kann Unglück verhüten«, Hohberg 1675). Bei den Azteken Mexikos war der Blitz durch den Gott Xolotl in Gestalt eines Hundes repräsentiert, der zugleich Totenbegleiter war. Der Blitz spaltet die Erde und macht dadurch für Götter und Menschen den Weg in die Unterwelt frei. Im alten Peru der Inkazeit wurden Blitz und Donner mit dem gemeinsamen Namen Illapa bezeichnet, und diesen Namen gaben die Indianer auch der Donnerbüchse der spanischen Eroberer. Blitz und Donner wurden nach Garcilaso de la Vega (1539-1616) jedoch nicht göttlich verehrt, sondern für Diener der heiligen Sonne gehalten, die nicht im Himmel, sondern in der Luftregion wohnen. In der tiefenpsychologischen Symbolik wird der Blitz vorwiegend mit maskuliner Vitalität in Zusammenhang gebracht. Das von ihm entzündete »Feuer der Leidenschaft wie der Ideen-Ergriffenheit ist aber auch Flamme, in der man verbrennen kann... Der Feuerstrahl kann aus heiterem und verdunkeltem Himmel mächtig treffen« (E.Aeppli). Die alle Menschenkraft übersteigende Natur der himmlischen Götter wird durch den Mythus der griechischen Prinzessin Semele symbolisiert, in dem sich der Göttervater Zeus als zeugender Blitz manifestiert. »Als Zeus versprach, ihr jeden Wunsch zu erfüllen, bat sie ihn, er möge einmal so als Werber zu ihr kommen, wie er zu Hera gekommen sei. Zeus konnte sein Wort nicht rückgängig machen, und er kam auf einem Wagen, mit Wetterleuchten und Donnerschlägen, in ihr Gemach, und er schleuderte den Blitz. Der erschreckten Semele schwanden die Sinne; sie brachte ein Sechsmonatskind zur Welt, das Zeus dem (von ihm entfachten) Feuer entriß und in seinen Schenkel einnähte« (Apollodoros' Bibliothek, 26 f.); das Kind war der Rauschgott Dionysos, den Zeus zum Schutz vor seiner eifersüchtigen Gattin Hera in einen jungen Bock verwandelte. ---------------
Blindheit Blindheit ist einerseits Symbol der Unwissenheit und »Verblendung«, andererseits auch der Unparteilichkeit und des Ausgeliefertseins gegenüber dem Geschick, darüber hinaus auch der Verachtung der Außenwelt angesichts des »inneren Lichtes«. Aus diesem Grund wurden Propheten (Teiresias) und begnadete Dichter (Homer) in Altgriechenland blind dargestellt, wobei oft erwähnt wird, Blinde hätten den Göttern vorbehaltene Geheimnisse geschaut. Im alten Rom wurde Amor (Cupido) oft mit verbundenen Augen dargestellt, als Sinnbild der alle Vernunft mißachtenden irdischen Liebe. Wenn den Evangelien zufolge Jesus Blinde sehend machte, galt dies im Frühchristentum als Symbol der geistigen Erleuchtung durch die Heilslehre. Isidorus von Sevilla (570-636 n. Chr.) faßte den Sündenfall der Stammeltern als blindmachende Verfinsterung der Welt auf, die erst durch das Erscheinen Christi aufgehoben worden sei. Demzufolge wurde im Mittelalter die »Synagoge«, Personifikation des Judentums, mit verbundenen Augen dargestellt, da sie das Licht des Heiles zu sehen ablehnte. Mit verbundenen Augen wurde auch die Glücksgöttin Fortuna dargestellt, ebenso Justitita, die Verkörperung der Gerechtigkeit, die »ohne Ansehen der Person« Entscheidungen abwägt (Waage). Beim Aufnahmeritual der Freimaurer spielt das Abnehmen der Augenbinde beim Eintritt in das »Licht« eine bedeutende Rolle als tiefempfundenes Sinnbild der Überwindung von Befangenheit im Nichtsehen höherer Werte. »Erst 1763 wurden in Hamburg die Augen der Suchenden verbunden. Goethe lehnte es ab, sich die Augen verbinden zu lassen, und versprach nur, sie während der Aufnahme nicht zu öffnen, was ihm bewilligt wurde« (Lennhoff-Posner). ---------------
Blau Blau ist unter den Farben jene, die meist als Symbol für alles Spirituelle angesehen wird. Im Gegensatz zum Rot wirkt sie »kühl« und stimmt die meisten Menschen nachdenklich. Tiefenpsychologen bringen es mit einer »seelischen Gelöstheit, einer milden, leichten und überlegenen Lebensgestaltung« in Verbindung. Es ist die Himmelsfarbe, in Altägypten mit dem Himmelsgott Amûn assoziiert. G.Heinz-Mohr nennt das Blau die »tiefste und am wenigsten materielle Farbe, das Medium der Wahrheit, die Transparenz der kommenden Leere: in der Luft, dem Wasser, dem Kristall und dem Diamant. Darum ist Blau die Farbe des Firmaments. Zeus und Jahwe stellen ihre Füße auf Azur.« Amulette in blauer Farbe sollen den »bösen Blick« neutralisieren. Der Mantel des nordgermanischen Gottes Odin ist blau wie jener der Jungfrau Maria, die poetisch auch als »blaue Lilie« angesprochen wurde. Vishnu im altindischen Mythus ist als Krishna blau gefärbt, der lehrende Jesus wird in blauem Gewand dargestellt. »Das Blau, Symbol der Wahrheit und der Ewigkeit Gottes (denn was wahr ist, ist ewig), wird immer das Zeichen der menschlichen Unsterblichkeit bleiben« (P.Portal). Altchina hatte dem Blau gegenüber eine zwiespältige Einstellung. Wesen mit blauem Gesicht sind in der traditionellen Kunst Dämonen und Gespenster oder der Literaturgott K'ui-hsing, der einst aus verletztem Ehrgeiz Selbstmord verübt hatte. Ursprünglich gab es kein eigenes chinesisches Wort für blau, sondern »ch'ing« bezeichnete alle Farbnuancen von Dunkelgrau über Blau bis Grün, ebenso den Weg des Gelehrten, der bei Lampenlicht den Studien obliegt. Das heutige Farbwort »lan« bedeutet eigentlich Indigo, die Farbe der einfachen Arbeitskleidung. Blaue Blumen, Augen, Bänder und Streifen galten als häßlich und unglückbringend, während in Europa die »blaue Blume der Romantik« geistigen Gedankenflug nahelegt. In China wurde das Element Holz mit dem Osten und der Farbe Blau zusammengeordnet. In Altmexiko wurde in den Bilderhandschriften mit einem hellen Blaugrün der Türkis und das Wasser wiedergegeben, aber in der Himmelsrichtungssymbolik hatte es keinen Raum. In der mitteleuropäischen Volkssymbolik gilt das Blau als die Farbe der Treue, doch auch als des Geheimnisvollen (Märchen »Das blaue Licht«), der Täuschung und Unsicherheit (»blauer Dunst, ins Blaue hinein reden, die Fahrt ins Blaue«). In der politischen Symbolik wird das Blau den Liberalen (bzw. National-Liberalen) zugeordnet. Die »Blaue Maurerei« ist das traditionelle System der »Johannis-Freimaurerei«. In der prähistorischen sowie in der Kunst der schriftlosen Völker wird Blau nur selten verwendet, da kaum geeignete Grundstoffe für seine Gewinnung zu finden waren. Beliebt sind blaugefärbte Stoffe in der westlichen Sahara und bei den südlich angrenzenden Ländern der Sahelzone, so etwa bei den Nomaden der ehemals spanischen Westsahara, bei den Tuareg und in Mauretanien. ---------------
Biene Biene. Nur wenige Tiere spielen in der Symbolik eine ähnlich große Rolle wie dieses staatenbildende Insekt. Schon in den ältesten Epochen der Menschheit wurde der Honig wilder Bienen gesammelt. Bereits früh wurde auch die Möglichkeit der Bienenhaltung entdeckt und damit ein großer Fortschritt bei der Sicherung des Lebensunterhaltes erzielt; Honig diente nicht nur zum Süßen und Vergären, sondern auch zur Herstellung von Heilmitteln, das Wachs zur Herstellung von Kerzen, später auch zum Metallguß in der »verlorenen Form« (à cire perdue), in Ägypten auch zum Mumifizieren von Leichen. Dort ist die Bienenzucht schon um 2600 v. Chr. belegt, und die Biene war hieroglyphisches Symbol des unterägyptischen Königtums. In Indien, wo das Wildhonigsammeln ertragreich ist, machte die Bienenzucht keine Fortschritte, hingegen ist sie in China sehr alt. Da das Wort für Biene (feng) ähnlich dem für »Grafenwürde« klingt, liegt eine Ideenverbindung zur Karriereleiter nahe. Ansonsten war die Biene weniger Symbol des Fleißes als Bild des an Mädchenblüten naschenden jungen Verliebten. Auch in chinesischen Märchen helfen, wie in Europa, Bienen beim Herausfinden der richtigen Braut. Im Abendland wird die Biene gern »Marien-« oder »Herrgottsvogel« genannt und gilt als Seelensymbol. Wer im Traum eine Biene sieht, hat den nahen Tod – die davonschwirrende Seele – vor Augen. Wenn aber eine Biene einem Toten in den Mund fliegt, wird er wieder lebendig. »Bienenweg« war die germanische Umschreibung der von Totenseelen erfüllten Luft. Im Mittelmeerraum herrschten vielfach kuriose Vorstellungen über das Leben der Bienen; sie galten als geschlechtslos, und es hieß, sie entstünden aus verwesenden Tierkörpern, hätten kein Blut und atmeten nicht. Vermenschlichende Vergleiche nannten die Bienen tapfer, keusch, fleißig, sauber, einträchtig im Staatsverband lebend und mit Kunstsinn begabt (»Vögel der Musen«). Eleusinische Priester und Priesterinnen hießen »Bienen«. Da die Winterruhe der Bienen mit dem Tod gleichgesetzt wurde, galten sie auch als Auferstehungssinnbild. Die christliche Bilderwelt konnte sich diese Vergleiche nicht entgehen lassen. Die Unermüdlichkeit der Biene bei der Arbeit für ihre Gemeinschaft galt als vorbildlich. St. Ambrosius verglich die Kirche mit dem Bienenkorb, die frommen Gemeindemitglieder mit den Bienen, die von allen Blüten nur das Beste sammelten und den Rauch der Hoffart scheuten. Die Vorstellung, Bienen lebten nur vom Duft der Blumen, machte sie zum Symbol der Reinheit und Enthaltsamkeit, für Bernhard von Clairvaux zum Sinnbild des Heiligen Geistes. Im profanen Bereich galt die Biene als königliches Symbol, da die Königin der Bienen lange als König angesehen wurde. Das französische Lilienwappen wird hypothetisch vom stilisierten Bild einer Biene abgeleitet. Die Süße des Honigs wurde zum Symbol der »honigsüßen« Beredsamkeit von St. Ambrosius und St. Johannes Chrysostomus (»Goldmund«). Als Christus-Symbol diente ebenfalls die Süße des Honigs (Milde), jedoch in Verbindung mit dem scharfen Stachel beim Weltgericht. Die Vorstellung, auch aus der Antike übernommen, daß Bienen ihre Brut nicht selbst zeugen, sondern aus den von ihnen besuchten Blüten aufsammeln, machte die Biene auch zum Symbol der Jungfrau Maria. »Die Bienlein emsig sind der Blumen Safft zu finden, daher voll Hönig wird ihr wächsern Königreich; also wo Einigkeit die Herzen kann verbinden, da blühet süße Frucht und Nutzbarkeit zugleich« (Hohberg 1675). In der Wappenkunst tritt die Biene meist in mehrfacher Gestalt auf, so etwa im Wappen der korsischen Familie Buonaparte, als Symbol von Ordnungssinn und Fleiß. Im alten Ägypten war der König von Unterägypten »Der zur Biene Gehörige«, wie die Binse Symbol des Königs von Oberägypten war. --------------- Es wurde noch nicht in allen Datensätzen gesucht: Suche nach weiteren Treffern |
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